Jeder, der sich die Frage stellt, was Kolonialismus für die Kolonisierten bedeutet, sollte dieses Buch lesen. Wobei man hier aber auch erwähnen sollte, dass das ganze Grauen nur angekratzt wird. Wobei das hier Erwähnte aber dennoch ausreicht. Ich habe dieses Buch in einer Leserunde erkunden und genießen dürfen und dies war eine sehr gute Entscheidung. Bedeutet doch eine anschließende Diskussion über ein monströses Geschehen ein noch erweitertes Begreifen dieser entsetzlichen Begebenheiten. Uwe Timm schafft es auch noch besagtes Buch nicht zu unterkühlt zu formulieren, was mir sehr gefallen hat. Ist dies doch etwas, was mich immer wieder bei der Lektüre manch deutschen Autos ereilt und auch abstößt. Leider! Dieses Buch ist ein interessanter und berührender Blick auf das Treiben deutscher Kolonisatoren und ebenso ein humanistischer Blick eines bewundernswerten Deutschen und seinem persönlichen Dilemma und ebenso ein Blick auf die Fähigkeiten eines besonderen Führers der Khoin und Herero. Gerade auch der Aufbau des Buches hat etwas für sich, diese Mischung aus Tatsachenbericht/geschichtlichen Fakten und romanhaftem Geschehen und ebenso auch die Mischung aus realen Personen und fiktiven Charakteren. Viel Nachschauen und Suchen im Netz lohnt sich hier. Uwe Timms Schreibe hat mir sehr gefallen, gerade weil seine Schreibe etwas empathischer und auch etwas gefühlvoller rüberkommt, nicht so kühl und kalt wie die Schreibe vieler anderer deutscher Autoren ist. Ein weiterer Punkt der mich begeistert hat, war der Zynismus des Autors, ich finde auf manches Geschehen kann man nur noch zynisch schauen, weil es so unbegreifbar und auch so abscheulich ist.
Der Hauptcharakter des Buches wäre, nicht wie der Titel vermuten lassen würde, vor allem Gottschalk, ein Veterinär der deutschen Kolonialarmee, der sich durch sein humanistisches Gedankengut auszeichnet und die Taten der Deutschen in Deutsch-Südwestafrika betrachtet und verurteilt, der aber letztendlich aus seiner Misere nicht heraus findet, weil es vielleicht manchmal wirklich schwer ist sich richtig zu entscheiden. Der titelgebende Morenga, ein Führer der Khoin und auch einiger Herero, hätte durch seine Bildung und auch durch seine Herkunft (der Vater: ein Herero und die Mutter: eine Nama) ein wirklich bedeutender Kämpfer und Vereiniger der einheimischen Bevölkerung des südlichen Afrika gegen die Kolonisatoren werden können, tritt eigentlich erst im letzten Drittel des Buches auf. Das Hauptthema von Timms Morenga ist das Treiben der Kolonisatoren in Namibia und das Hadern eines Gottschalk. Ein wirklich gutes Buch. Und ein Buch, welches mir sehr gefallen hat.