Barocke Perlfiguren sind kostbare Kleinplastiken, die um schiefrunde Perlen herum gebildet wurden. Erstmals wird diese faszinierende Gattung in all ihren Facetten erforscht. Neben Überlegungen zu ihrer Materialität liegt ein besonderer Akzent auf Perlfiguren, die Menschen mit Behinderung darstellen.
Was haben Perlen mit Körperbehinderung zu tun? Perlfiguren laden dazu ein, neu über Körpernormen, Materialitätsvorstellungen und die Goldschmiedekunst des Barock nachzudenken.
Die erste umfassende Untersuchung barocker Perlfiguren - außergewöhnliche, fantasievolle Werke der Goldschmiedekunst, in die große, unregelmäßig verwachsene Perlen eingearbeitet wurden. Sie sind Bestandteil einer internationalen höfischen Sammelkultur um 1700. Auffällig viele von ihnen zeigen Menschen mit Behinderung und Personen, die gesellschaftliche und körperliche Normen überschreiten. Verena Suchy geht diesem Spannungsfeld von kostbarer Materialität und normabweichendem Sujet nach und leistet so einen Beitrag zur Bildgeschichte der Körperbehinderung in der Vormoderne. Außerdem werden die Perlfiguren in globale Handelsnetzwerke sowie in kunst- und naturtheoretische Diskurse der Frühen Neuzeit eingebunden. In einem umfassenden Katalog sind alle derzeit bekannten Perlfiguren aufgelistet. So wird zum ersten Mal ein Überblick über diese Gattung der Schatzkunst möglich, die so für vergleichende Betrachtungen erschlossen wird.