Der Roman -Trio- von William Boyd ist in die drei Teile -Falsches Spiel-, -Kapitulation- und -Flucht- geteilt. Die Geschichte handelt von einem Filmdreh in Brighton im Jahr 1968. Gleich zu Anfang lernen wir die drei Hauptpersonen kennen:
Talbot Kydd, den Produzenten des Films, Elfrida Wing, die Frau des Regisseurs, und Anny Viklund, die Hauptdarstellerin. Der gerade zu produzierende Film trägt den Titel -Emily Bracegirdles außerordentlich hilfreiche Leiter zum Mond- oder kurz -Leiter zum Mond- und die Dreharbeiten haben bereits begonnen.
Talbot ist der ältliche Produzent des Films, der bereits seit Jahren in der Branche tätig ist und als kleine Legende in dem Bereich gilt. Mit dem Produzenten Reggie ist er gut bekannt und beide haben schon bei vielen Produktionen zusammengearbeitet.
Elfrida ist Reggies Frau und hat auf den ersten Blick wenig mit dem Filmdreh zu tun, ist ihr Beruf doch Schriftstellerin und der letzte große Erfolg liegt bereits zehn Jahre zurück. Sie trägt schwer an dem Vergleich mit der Autorin Virginia Woolf, die sie zwar bewundert, deren Erbe aber natürlich auch ein gewaltiges ist.
Anny ist die Hauptdarstellerin in dem zu drehenden Film, 28 Jahre alt und in den USA bereits ein Filmstar. Sie ist zum ersten Mal in Brighton, die Arbeit am Set macht ihr Spaß, doch Anny steht auch unter dem immensen Druck, ihrem Ruf als erfolgreiche Schauspielerin gerecht zu werden. Sie gibt sich nach außen hin tough und selbstbewusst, ist innerlich allerdings doch extrem verletzlich und unsicher.
Die drei Protagonisten scheinen zu Anfang wenig miteinander zu tun zu haben, außer dass eben alle drei in den Film involviert sind und einander daher flüchtig kennen. Im Verlauf der Geschichte zeigt sich dann aber, dass die Handlungsstränge sie immer mehr miteinander verknüpft und die eigentliche Gemeinsamkeit, der Filmdreh, rückt zunehmend in den Hintergrund.
Auch hütet jede der drei Personen ein Geheimnis, das niemand anderer erfahren darf und das ihr Leben zunehmend beeinflusst...
Zum Schreibstil:
Der Schreibstil ist locker und schnell zu lesen. Die Sätze und Kapitel sind kurz, sodass man immer eine ordentliche Portion lesen kann. Es werden neben den drei Protagonisten sehr viele weitere Personen eingeführt, sodass man leicht die Übersicht verlieren kann.
Die Erzählperspektive wechselt immer zwischen den drei Hauptfiguren hin und her. Mal taucht man in Talbots Leben ein, dann in Elfridas und anschließend in das von Anny. So kann man die Handlung und Beweggründe der drei sehr gut verstehen. Auch ihre Geheimnisse werden dabei beleuchtet und nehmen immer mehr Raum ein.
Die Geschichte liest sich daher gut und es fiel schwer, das Buch wieder aus der Hand zu legen.
Das Cover ist komplett in schwarz gehalten, was eine geheimnisvolle Atmosphäre schafft. Darauf zu sehen ist eine junge Frau, die einen kleinen Spiegel in der linken und einen Lippenstift in der rechten Hand hält. Sie schminkt sich die Lippen nach. Das Ganze hat etwas leicht Verstohlenes und wirkt auf mich wie der letzte Check-up vor einem großen Auftritt. Oder es soll etwas überspielen, das sonst niemand wahrnehmen darf, und einen anderen Anschein erwecken als den realen.
Es wird nicht ganz klar, wen die Person darstellt, doch nach der Haarfarbe, der Frisur und eben dem mehrmals erwähnten knallroten Lippen zu schließen, könnte es sich bei der Person um Elfrida handeln. Allerdings steht ein heimliches Nachschminken und ein letzter Check ja eher im Berufsfeld von Anny, der Schauspielerin. Doch diese hat Visagisten, die das Auftragen des Make-ups für sie übernehmen.
Der Titel -Trio- spielt eindeutig auf unsere drei Hauptpersonen, deren Leben und ihre Geheimnisse an. Zudem verweben sich ihre Handlungsstränge immer mehr miteinander, wodurch die eigentliche Gemeinsamkeit, der Filmdreh, immer nebensächlicher wird.
Meine Meinung:
Ich fand die Geschichte von der ersten bis zur letzten Seite super spannend und interessant. Ich wurde sofort in die Story hineingezogen und es fiel mir schwer, das Buch wieder aus der Hand zu legen; wollte ich doch wissen, wie alles weitergeht und wo die Geschichte wohl enden wird.
Dies war mein erstes Buch von William Boyd, wobei mir der Name des Autors durchaus lose etwas sagte. Somit habe ich zwar keine direkte Vergleichsmöglichkeit, aber sollten die anderen Geschichten von Boyd ähnlich spannend sein, war dies definitiv nicht meine letzte Story von ihm.
Geschichten, bei denen mindestens eine Figur ein Geheimnis hat und sich die Handlung im Verlauf der Geschichte verändert, die Stränge sich dabei aber immer mehr verbinden, gefallen mir seit jeher sehr gut. Somit war das eine Geschichte ganz nach meinem Geschmack.
Einen Stern Abzug gibt es, weil die Ereignisse des Jahres 1968, die auf dem Text der Rückseite und im Klappentext angesprochen werden, wenig bis gar nicht thematisiert werden. Durch das Einlesen entstand somit ein anderer Eindruck. Trotzdem verändert dieses Fehlen der Ereignisse die Geschichte nicht wirklich und ist trotzdem eine tolle Story.
Daher vier von fünf Sternen.