Mit diesem Buch wird so mancher Leser ein wenig nostalgisch werden. Das waren noch Zeiten als Karl Schranz, Toni Sailer, Annemarie Moser-Pröll, Franz Klammer oder deren Gegner Jean-Claude Killy, Alberto Tomba, Christian Neureuther, Bernhard Russi oder Hanni Wenzel die Schirennen dominieren. Doch auch den aktuellen Schistars wird genügend Platz eingeräumt.
Wolfgang Maria Gran und Andreas Schaad, ersterer Journalist, der andere Sportfotograf, beleuchten in zwölf Kapitel den Schisport.
Von Grönland bis Garmisch
Schecks und Schokolade
Weltklasse im Dutzend
Kaiser und Überirdische
Ein Mann als Weltmeister
Die Speedspezialisten
Die Kurvenstars
Familiensache Schisport
Weiße Liebe
Schwarz im weiß
Zwei Querdenker
Neustart im Zielraum
Wie eng Triumph und Tragödie nebeneinander liegen zeigen die tödlichen (Renn)Unfälle von Ulli Maier, Michele Bozon oder Gernot Reinstadler. Doch auch abseits der Pisten sind viele der Spitzensportler mit hohem Tempo unterwegs und verlieren ihr Leben auf der Straße. Dass Schistars nicht vor privaten Schicksalschlägen gefeit sind und auch Opfer von häuslicher Gewalt werden können, wie jeder andere, zeigt das Beispiel von Corinne Rey-Bellet.
Eine besondere Lebensgeschichte ist auch jene von Erik(a) Schinegger (S. 79).
Der Satz "Wer mit durchschnittlich 100 km/h über blankes Eis rast, muss schon sehr speziell sein" (S. 87) trifft den Nagel auf den Kopf. Spezis und Spezialisten kommen in diesem Buch zu Wort.
Nicht unerwähnt darf die Wandlung des Schisports bleiben. Er hat sich von einem sportlichen Wettkampf in ein riesiges kommerzielles Spektakel verwandelt. Ob das für die Athleten und Zuschauer der Weisheit letzte Schluss ist? Zu Beginn in den 1950er Jahren erhielten die Sieger nur geringe Siegesprämien, eher noch Sachwerte, höchstens einmal ein Auto oder bei einem Olympiasieg ein Grundstück der Heimatgemeinde. Heute ist der Schizirkus eine wahre Geldmaschine mit Siegesprämien, bei denen uns die Ohren schlackern. Nicht, dass der Eindruck entsteht, man müsste es ihnen neiden, denn ein unachtsamer Augenblick und die große Karriere ist oft vorbei. Die Schinderei in den Kraftkammern, der Raubbau an der Gesundheit jedes einzelnen Schifahrers - das sieht man nicht wirklich. Der Schisport ist ein Ganzjahressport geworden, der Rennkalender extrem dicht und die Erholungsphasen zwischen den Rennen sind für die Sportler auf ein Minimum geschrumpft.
Das Buch ist durchgehend bebildert - unvergesslich das Foto, auf dem Franz Klammer 1976 in Innsbruck in diesem kanarienvogelgelben Rennanzug zu seiner Goldmedaille rast.
Gut gefällt mir, dass der Autor keinen Unterschied zwischen alten Helden und den jungen Stars macht.
Im Anhang ab S. 188 sind alle Olympia-, WM- und Weltcupsieger aufgelistet.
Fazit:
Gerne gebe ich für dieses Kompendium des alpinen Schisports, das sich auch perfekt als Geschenk eignet, 5 Sterne.