Während die deutsche Avantgarde mit Hämmern, Nägeln, Filz und Fett gegen das Fernsehen und dessen Ausdrucksformen antrat, begriff die amerikanische Kunstszene den ästhetischen und progressiven Wert audiovisueller Bildmedien und entwarf auf dieser Grundlage Kunstwerke, die sich an die sozialen Dimensionen technischer Medien ankoppelten und diese kritisch reflektierten. Medienkunst ist inzwischen fest im Kunstbetrieb etabliert. Sie bezieht sich auf Kunstwerke, die mit den Techniken, Materialien und Verfahrensweisen technischer Massenmedien arbeiten und vorzugsweise filmische, televisuelle und digitale Darstellungs- und Präsentationsformen verwenden. Aufgrund der Nähe von Medienkunst und Massenkultur hat die Kunstwissenschaft diese Kunstform bislang weitgehend ignoriert. Mit diesem Buch legt die Medienwissenschaftlerin Angela Krewani eine erste grundlegende Studie aus medientheoretischer Perspektive vor, die das ästhetische Schaffen als Ausdruck der medientechnologischen Entwicklung und der damit zusammenhängenden kommunikativen Strukturen begreift. In dieser Sicht erweitert sich der Handlungsrahmen von Medienkunst und verlagert sich in den Raum der technischen und digitalen Möglichkeiten. Die Autorin beschreibt die Expansionsbemühungen der Avantgarden, die Abwendung von der Zentralperspektive, die Erweiterung des kinematographischen Raums und die Verschmelzung des avantgardistischen Anliegens mit zeitgenössischen Technologien und Technikphantasien. Damit sind Videokunst, kybernetische Experimente, interaktive Verfahren der Netzkommunikation sowie die hybriden Körper- und Laborexperimente digitaler Kunst Teil eines künstlerischen Schaffens, das sich als treibende Kraft technischer Innovation erweist.
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