Optisch verkündet das Cover auf jeden Fall schon mal, was die Lesenden erwarten wird. Ich mochte die Umschlaggestaltung, der Hauch von Dominanz und Unterwerfung war genauso wie eine leicht prickelnde Atmosphäre spürbar. Ein bisschen schade fand ich es, dass die abgebildete Frau nicht den Beschreibungen der Hauptfigur ähnelte."A Delicious Devotion" gehört zwar zur "Delicious-Reihe", ist aber ein eigenständiger erotischer Roman, sodass es keinerlei Vorkenntnisse der anderen Bände bedarf, um dem Geschehen folgen zu können.Der personale Erzähler sorgte durch seine Perspektivwechsel für ein umfassendes Gesamtbild. Hauptsächlich ließ er mich Emilia, kurz Lia, begleiten. Aber auch Mark bekam genügend eigenen Raum für die Schilderung seiner Emotionen, Gedanken und Handlungen. Interessant war hier, dass der Wechsel der Perspektiven innerhalb der betitelten Kapitel stattfand. Dies wurde aber so elegant gelöst, dass mir der Sprung zwischen den Charakteren leichtfiel. Es sorgte sogar dafür, dass die erzeugte Atmosphäre noch dichter und intensiver wurde, da ich beiden Figuren beinahe gleichzeitig durch die Erlebnisse begleiten durfte.Der Handlungsaufbau erfolgte chronologisch. Mark und Lia kamen sich relativ schnell nahe und es kristallisierte sich schon recht früh heraus, dass auf ihrer BDSM-Beziehung das Hauptaugenmerk der Geschichte ruhen würde. So lag der Fokus eher weniger auf dem Sich-Verlieben oder der näheren Begutachtung des beinah paradiesisch wirkenden Resorts, in dem die beiden Protagonisten arbeiten, sondern viel mehr in der Entfaltung der eigenen Persönlichkeit durch das bewusste Ausleben der eignen Fantasien und Bedürfnisse.Ich mochte es sehr Lia dabei begleiten zu dürfen, wie sie sich unter Marks umsichtigen Bemühen zu einer starken Persönlichkeit entwickelte, die frei ihre devote Seite genießen und ausleben konnte.Die beschriebenen erotischen Szenen wurden sehr explizit geschildert. Glänzten aber vor Raffinesse und waren sehr anregend in Worte gekleidet. Sie dominierten stark, die Handlungen, blieben aber unglaublich niveauvoll. Die beschriebenen Sessions zeugten von einem großen fachlichen Wissen seitens der Autorin. Sie schaffte es mir während der gefühlvollen Augenblicke den Sinn hinter manchen Regeln und Handlungen zu erklären, sodass ich die Interaktion zwischen Lia und Mark besser verstand und logisch nachvollziehen konnte. Gleichzeitig wurde mir aber auch bewusst, dass diese Art der Spielbeziehung nichts für mich persönlich wäre. Aber als Zuschauerin beziehungsweise Leserin fand ich das Beschriebene wirklich sehr sinnlich und leidenschaftlich.Ich fand es schon schade, dass die Rahmenhandlung, nämlich dass die ehrgeizige Polizistin Lia sich eine berufliche Auszeit als Chief Security Officer auf Jamaika in einem exklusiven BDSM Resort nimmt, nebulös im Hintergrund versank. Kurzzeitig blitze mal ein kleiner Sightseeingtrip hervor, der für meinen Geschmack gern intensiver ausgearbeitet hätte sein können. Es war zwar zu erahnen, wie unglaublich toll es dort ist, aber die Beziehung zwischen Lia und Mark dominierte einfach alles. Dabei ging auch ein wenig der Nebenstrang unter, der sich spannungsvoll im ersten Kapitel ankündigte, dann aber erst fast am Ende des Buches weitererzählt wurde. Die Einführung des Antagonisten war mir für meinen Geschmack zu kurz und dessen Identität auch zu offensichtlich. Das verlieh zwar am Ende von "A Delicious Devotion" dem Ganzen noch einen kleinen spektakulären Touch, hätte es aber für mich nicht mehr zwingend gebraucht. Dafür war das Ganze nicht durchgängig und intensiv genug aufgebaut.Rückblickend muss ich sagen, dass ich den Klappentext unglücklich gewählt finde. Er spiegelt eher die Zusammenfassung der Ereignisse wider. Im ersten Moment hatte er mein Interesse geweckt, aber letzten Endes kam nur das "Füllmaterial" hinzu. Das ist nicht abwertend gemeint, der Inhalt besticht durch Annabel Roses intensiv stimmungsvollen Schreibstil und einer ganz besonderen Atmosphäre. Nur beraubte der Klappentext mich eben auch dem ein oder anderen Überraschungseffekt.Fazit:"A Delicious Devotion" war für mich ein schöner, romantischer BDSM Roman, der mir die Welt der BDMSler auf literarischer Ebene näherbrachte. Der kleine effektheischende Erzählstrang am Schluss hätte für mich nicht sein müssen. Lesenswert für alle, die gern sinnlich beschriebene Erotik mögen.