Seit einigen Jahren geistert der Begriff der "Disruption" durch die Wirtschaftsmedien. Besonders gelobt werden Start-ups, denen es gelingt, in ihren Branchen traditionelle Bahnen und Geschäftsmodelle regelrecht zu zerstören, "disruptiv" zu sein. Hinter solchen Erfolgen steht zunächst die Kraft der Gedanken. Die Gründer und Macher haben offenbar erfolgreich darüber nachgedacht, wie etwas verbessert werden kann. Einwände und Traditionen hielten sie in ihren Ideen nicht auf. Und disruptiv zu sein, muss man also disruptiv denken. Eine Fähigkeit, die man lernen und üben kann. So jedenfalls die Überzeugung von Bernhard von Mutius, der auch gleich ein "Playbook" zum Thema vorlegt.
Von Perspektivwechseln und zwei Seiten der Medaille
Der Begriff des Playbooks stammt ursprünglich aus der Welt des Sports. Ein Playbook stellt Spielzüge vor und erklärt sie. So müssen Basketball- oder Eishockeyspieler nicht darüber nachdenken, was in einer Situation zu tun ist, sondern können sich auf die Rezepte verlassen. Und ganz ähnlich will das "Disruptive Thinking Work- & Playbook" dem Leser Werkzeuge und Modelle an die Hand geben, um sich disruptiv einem Thema anzunähern.
Thematisch geht es nicht nur um das Gründen oder die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. Die Zielgruppe des Buches ist entsprechend weiter gefasst. Führungskräfte und Unternehmenslenker werden genauso angesprochen, wie Mitarbeiter von Start-ups oder Gründer. Doch auch Coaches und Berater und letztlich alle, die nicht in Schablonen passen, will Mutius erreichen.
Aufgaben und Probleme gibt es in der aktuellen Welt des Wandels ja nun genügend. Umwelt-, Verkehrs- und soziale Fragen warten auf Lösungen und neue Impulse.
Eine Reise mit vier Stationen
Es gibt verschiedene Ansätze, sich dem grafisch opulent gestalteten Buch zu nähern. Situativ in der eigenen Führungsarbeit, oder als eine Art Nachschlagewerk und Problemlöser, etwa in einem Veränderungsvorhaben. Das Buch kann auch Teil eines Lernprogramms sein, das sich individuell gestalten lässt.
Das Arbeitsbuch ist in vier Teile untergliedert, die die verschiedenen Herausforderungen beim dispruptiven Denken beschreiben. Die mentale Herausforderung, sich auf das Unerwartete vorzubereiten, strategische Fragen, die Herausforderung für Organisationen, in denen Routinen aufgebrochen werden müssen und schließlich auch die kulturelle Dimension.
Um disruptiv Denken zu können, müssen Mitarbeiter auch das Gefühl erhalten, dies ungehindert tun zu dürfen. Dazu gehört auch Ermutigung.
In jedem der gut geschriebenen Teile gibt es eine Reihe von wiederkehrenden Elementen. Dazu zählen konkrete Beispiele, die Erläuterung des Hintergrunds, die Vorstellung von Methoden und Tools sowie wichtige Kernaussagen.
Dabei gibt es viel Raum, um selbst aktiv zu werden. Dazu lädt auch die grafische Gestaltung ein, die Neugier darauf weckt, wie denn das jeweilige Element eingesetzt werden soll.
Management-Journal-Fazit: Das Work- und Playbook wird seinem eigenen Anspruch vollauf gerecht. Es ist ein gelungenes Mitmach- und Arbeitsbuch, das den Leser dabei unterstützt, sich Fragestellungen aus ganz neuen Richtungen anzunähern, um so kreative neue Ideen und Problemlösungen zu entwickeln.