Die Epiphanie ist kein selbstbezogenes Glück. Sie ist die unverfügbare Erscheinung des anderen am ästhetischen Objekt, das erschüttert. Denn die Ausgeschlossenen und Unterdrückten erwidern den Blick und fordern Anerkennung und Solidarität.
Menschen in ihrem unverfügbaren Anderssein anzuerkennen, bedeutet, zu begehren und die Grenzen unseres Verstehens zu akzeptieren. Dazu befähigen uns ästhetische Objekte, denn sie bleiben etwas Rätselhaftes, dem mit Worten nicht beizukommen ist. Sie erschüttern.
Den Blick erwidern erneuert die im philosophischen Gegenwartsdiskurs vernachlässigte Ästhetik als die genuine Disziplin von Kunst, Gesellschaft und Politik. Anhand des zentralen Begriffes der Epiphanie zeigt diese interdisziplinäre Arbeit, dass ästhetische Objekte, die erschüttern, eine anerkennende Form des Verstehens und eine Haltung ermöglichen, die eine vielfältige solidarische Gesellschaft begründen kann. Die durch Migration und Flucht geprägte postkoloniale Welt benötigt im besonderen Maße transformative ästhetische Erfahrungen, wenn eine bessere Welt und Praxis kein Traum bleiben sollen.