In ihrem 14. gemeinsamen Fall bekommen es Sandra Mohr und Sascha Bergmann nicht nur mit einem aktuellen, sondern auch mit Verbrechen der Vergangenheit zu tun. Achtung! Dieser Krimi ist nichts für Zartbesaitete.
Christian Zwettler, ein begeisterter Hobby-Fotograf bricht, nachdem er unbefugt ein verlassenes Gehöft am Reinischkogel betreten hat, um Fotos von diesem Lost Place zu machen, auf einer Falltüre ein und landet schwer verletzt neben einer gefesselten, verwesten Frauenleiche im Keller.
Recht bald stellt sich heraus, dass dieses Gebäude in den 1970er-Jahren als Erziehungsheim für angeblich schwererziehbare Mädchen gedient hat. Doch im Dorf will sich niemand so genau an diese Jahr erinnern.
In einem zweiten Handlungsstrang entführt uns Claudia Rossbacher in just in diese Zeit. Wir erleben anhand von ihren Tagebucheintragungen hautnah mit, wie die dreizehnjährige Gitti aus Wien in dieses Heim kommt und welchen Torturen sie und die anderen Mädchen ausgesetzt worden sind.
Meine Meinung:
Krimiautorin Claudia Rossbacher hat sich in diesem Krimi eines Themas angenommen, über das lange geschwiegen worden ist: Die Zustände in Kinderheimen und die brutalen sexuellen Übergriffe, denen die Schutzbefohlenen beiderlei Geschlechts ausgesetzt waren. Die Erziehungsmethoden, durch Gewalt, Demütigung, Einschüchterung und Erniedrigung manifestieren, wurden bis in die 1990er-Jahre praktiziert. Das Personal vom Direktor abwärts wusste von den Misshandlungen, war oft daran beteiligt und förderte sie sogar. Das Personal rekrutierte sich lange aus Personen, die bereits in NS-Kinderheimen tätig war.
Der Autorin gelingt es sehr gut die grauenhaften Zustände zu beschreiben, weshalb dieser Krimi vielleicht nicht von allen Lesern gemocht werden wird. Mit diesem Krimi gibt Claudia Rossbacher den zahlreichen Opfern dieser Erziehungsheime eine Stimme.
Die sonst übliche humorvolle Zusammenarbeit zwischen Mohr und Bergmann tritt diesmal ebenso in den Hintergrund, wie das komplizierte Privatleben der beiden Ermittler.
Die unterschwellige Drohung von Hubert, jenem ehemaligen Freund von Sandra, der für sich alle Rechte beansprucht, aber einer Partnerin diese nicht einräumt, könnte ein Hinweis auf eine weitere Fortsetzung geben.
Der Krimi lässt uns wieder in eine schöne Ecke der Steiermark eintauchen und macht Appetit, die kulinarischen Genüsse selbst auszuprobieren. Besonders im Herbst bietet die Gegend um den Reinischkogel und Stainz zahlreiche Feste.
Das Cover mit dem zerbrochenen Spiegel, in dessen herzförmig ausgesparten Zentrum das Bild eines der verrosteten Stahlrohrbetten steht, passt sehr gut zu dem bedrückenden Inhalt.
Fazit:
Gerne gebe ich diesem Krimi, der den Opfern dieser Erziehungsheime eine Stimme verleiht, 5 Sterne.