3,5 Sterne: Cooles Setting, gute Atmosphäre, aber schwaches Ende und unlogisches Verhalten der Hauptfigur¿
* Spoilerfreie Rezension! *~ "The Dark" ist für mich ein ganz guter feministischer Thriller für Zwischendurch (cooles Setting, flüssiger Schreibstil, starke Frauenfiguren), der mich allerdings nicht auf ganzer Linie überzeugen konnte (unlogisches Verhalten, überhastetes Ende, Spannungseinbrüche). Für mich ist es ein Buch, das man durchaus lesen kann, das man aber sicher nicht gelesen haben muss... ~ InhaltNach einem schweren Schicksalsschlag erhält Notärztin Kate das Angebot, auf einer Forschungsstation in der Antarktis zu arbeiten. Dort wird die 13-köpfige Crew monatelang auf sich gestellt sein. Während Kate mit ihren eigenen Problemen beschäftigt ist, hinterlässt das fehlende Sonnenlicht bei den anderen langsam seine Spuren (Kopfschmerzen, Depressionen, Streit). Bis eines Tages ein Team-Mitglied tot aufgefunden wird... War es wirklich ein Unfall? ÜbersichtEinzelband oder Reihe: EinzelbandErzählweise: Ich-Erzählweise, PräsensPerspektive: weibliche PerspektiveKapitellänge: kurz bis mittel Inhaltswarnung: Tod, Tod eines Tieres, Gewalt, Blut, Verletzungen, Alltag als Ärztin, Schwangerschaft, Geburt, Operationen, Medikamentenmissbrauch, Alkoholmissbrauch, psychische Krankheiten, Depression, SuizidBechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden!Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: Miststück, Schl+mpe Diese Geschichte solltest du lesen, wenn dir folgende Themen/Dinge in Büchern gut gefallen:- starke, intelligente Frauenfiguren- gleichberechtigte "Gesellschaft"- Antarktis-Setting- Isolation- Jede:r verdächtigt jede:n- Wissenschaftsthemen - Protagonistin mit ProblemenMeine Rezension"Wie ein Arzt der UNA erklärte, ist es leichter, jemanden von der internationalen Raumstation ISS zurückzuholen als im tiefen Winter von diesem Fleckchen Erde." Seite 32 Da ich sowohl Settings mit Schnee und Eis als auch Thriller liebe, in denen die Figuren isoliert und auf sich gestellt sind, hat mich der Klappentext von "The Dark" natürlich sofort angesprochen. Der perfekte Thriller für die Wintermonate - dachte ich. Doch muss man dieses Buch wirklich gelesen haben? Ich finde nicht, auch wenn es mir insgesamt ganz gut gefallen hat. "Meile um Meile plattes Eis, der Horizont ist ein glatter Schnitt unter dem strahlend blauen Himmel, die Schneeoberfläche vom Wind zu horizontalen Wellen gemeißelt - mitsamt Schatten, sodass es auf unheimliche Art an ein Meer erinnert." Seite 23 Zu den größten Stärken von "The Dark" gehören für mich ganz klar der einfache (aber nicht oberflächliche), flüssig lesbare Schreibstil und das extrem coole Antarktis-Setting, das sehr realistisch und atmosphärisch beschrieben wird. Man kann die eisige Kälte und die angespannte Stimmung unter den Crew-Mitgliedern fast selbst körperlich spüren! Ein weiterer Pluspunkt (Buch bitte nicht mit leerem Magen lesen!) ist auch das extrem leckere, ausgefallene Essen, das dort immer aufgetischt wird. Ob das realistisch und glaubwürdig ist, ist eine natürlich andere Frage... "Der Schrecken des Unsichtbaren. Ein primitiver Teil meines Gehirns sagt mir, dass da draußen alles Mögliche sein könnte, auch wenn der rationale Teil weiß, dass da nichts weiter ist als Luft und Eis." Seite 104 Aus feministischer Sicht haben mir besonders die vielen starken, intelligenten und hochkompetenten Frauenfiguren (Ärztin, Leiterin der Station, Mechanikerin usw.) und die gleichberechtigte "Gesellschaft" auf der Station gefallen. Es gibt hier keinen Sexismus und keine veralteten Geschlechterrollen oder -klischees, weil jede Person dort z. B. für ihre eigene Wäsche und ihre eigenen Aufgaben verantwortlich ist (alle sind Expert*innen in ihrem Feld). Das fand ich sehr erfrischend! Auch die Grundidee, die Themen (Trauer, Sucht, Freundschaft, Liebe, Isolation, Leben in einer Extremsituation, psychische Krankheiten, Wissenschaft), die überraschenden Wendungen und so manche spannende Szene haben mich überzeugt. Die Protagonistin Kate fand ich außerdem sympathisch, ihre Entwicklung war glaubwürdig. Kates Innenwelt wird so greifbar und glaubwürdig geschildert, dass ich sofort eine Verbindung zu ihr aufbauen konnte! Das Hörbuch, das ich parallel gehört habe, hat mir insgesamt ebenfalls gut gefallen, auch wenn mir Tanja Geke manche Figuren zu klischeehaft gesprochen hat (z. B. den Russen mit übertriebenem Akzent). Trotzdem blieb die Geschichte insgesamt hinter meinen Erwartungen zurück. Das lag (neben dem einen oder anderen unnötigen Klischee) hauptsächlich am überhasteten (stellenweise auch etwas unrealistischen) Schluss und daran, dass die eigentlich kompetente und vernünftige Protagonistin gegen Ende jeglichen gesunden Menschenverstand über Bord wirft und sich absolut dumm und nicht nachvollziehbar verhält. Dadurch bringt sie leider sich selbst und andere Menschen in Gefahr. Sehr schade! Auch für die Spannungseinbrüche und das geringe Tempo im Mittelteil gibt es Punkteabzug. Denn obwohl ich das Buch eigentlich mochte, konnte es mich irgendwie nie für längere Zeit fesseln und so habe ich schlussendlich über 2 Monate daran "herumgelesen". Mein Fazit"The Dark" ist für mich ein ganz guter feministischer Thriller für Zwischendurch (cooles Setting, flüssiger Schreibstil, starke Frauenfiguren), der mich allerdings nicht auf ganzer Linie überzeugen konnte (unlogisches Verhalten, überhastetes Ende, Spannungseinbrüche). Für mich ist es ein Buch, das man durchaus lesen kann, das man aber sicher nicht gelesen haben muss... BewertungCover / Aufmachung: 4 SterneIdee: 5 Sterne ¿Inhalt, Themen, Botschaft: 4 Sterne ¿Umsetzung: 3,5 SterneWorldbuilding: 4 SterneEinstieg: 4 SterneEnde: 3 SterneSchreibstil: 4 SterneProtagonistin: 4 SterneFiguren: 3,5 SterneSpannung: 3 SternePacing/Tempo: 2,5 SterneWendungen: 4 SterneAtmosphäre: 5 Sterne ¿Emotionale Involviertheit: 4 SterneFeministischer Blickwinkel: 5 Sterne ¿ Einzigartigkeit: 4 Sterne Insgesamt:¿¿¿,5 SterneDieses Buch bekommt von mir dreieinhalb Sterne!