Fesselnd erzählt
An sich ist die sieben Bände umfassende Reihe rund um Max Heller mit dem Band ¿Feind des Volkes¿ und der darin beschriebenen Flucht von Max Heller und seiner Frau Karin abgeschlossen. Nun hat Autor Frank Goldammer ein Prequel vorgelegt, wie aus dem traumatisierten Max, der 1917 an Körper und Seele verletzt, aus dem Ersten Weltkrieg in seine Heimatstadt Dresden zurückkehrt. Die wirtschaftliche Lage in Deutschland ist katastrophal und Max` Eltern, die einen kleinen Krämerladen führen, wursteln sich mehr schlecht als recht durch. Um seine Eltern zu entlasten, die aus Gutmütigkeit eher das Nichtbezahlen offener Rechnungen der Kunden tolerieren, sucht Max nach jeder Gelegenheitsarbeit. Dabei gerät er beinahe selbst auf die schiefe Bahn. Nur sein Ehrgefühl und die Intuition bewahrt in vor einer Karriere als Verbrecher. Die nächste Herausforderung wartet auf ihn, als ein Jugendfreund nach Kriegsende zurückkehrt und sich einer Gruppe vorgeblicher Weltverbesserer anschließt. Auch hier bewährt sich Max` Misstrauen, denn wie sich langsam herausstellt, nützt die Gruppe die instabile politische Situation, um ihre eigenen kriminellen Ziele zu verfolgen. Max beginnt undercover zu schnüffeln und bringt sich in Lebensgefahr. Meine Meinung: Frank Goldammer ist es mit dieser (späten) Vorgeschichte zur Max-Heller-Reihe sehr gut gelungen, den schmalen Grat zwischen den beiden Welten, Verbrechen und Ordnung, darzustellen. Neben der quasi ¿beruflichen¿ Seite von Max Heller erfahren wir auch einiges aus der Familiengeschichte der Hellers. So war sein Großvater Gustav in seiner aktiven Laufbahn ein geschätzter Kriminalist. Wie und warum Großvater und Enkel zunächst keinen und dann einen umso intensiveren Kontakt haben, ist Gegenstand des zweiten Handlungsstranges, der Max` Leben dauerhaft beeinflussen wird. Schlägt hier ein wenig die Epigenetik zu, wenn Max ein ausgeprägtes Ehrgefühl hat? Die Ursache des Familienzwistes zwischen Gustav und Max` Vater ist schlüssig dargestellt. Gustav Heller erweist sich letztlich in seinem eigenen, bescheidenen Rahmen als Familienmensch. Wenn er schon dem eigenen Sohn wenig Verständnis entgegenbringen konnte, für seinen einzigen Enkel lässt er seine Verbindungen spielen und ebnet Max den Weg zur Dresdner Polizei. Karins Familiengeschichte ähnelt jener der Hellers. Nur dass Karin, der Tochter eines skrupellosen Geschäftsmannes, der buchstäblich über Leichen geht, ist. Auch hier prallen unterschiedliche Interessen von Vätern, die in der Kaiserzeit aufgewachsen sind aufeinander. Die historischen Details sind wie immer penibel recherchiert. Ich habe mich anhand der Beschreibung gleich auf der Brühl¿schen Terrasse zurechtgefunden. Der Fokus dieses Buches ist der persönliche Werdegang Max Hellers. Die Aufklärung der Verbrechen dienen ¿nur¿ als Kulisse. Nichts desto weniger ist die Geschichte wie gewohnt fesselnd erzählt. Dieses Prequel umfasst die Zeit von 1917 bis 1923, die Reihe um Max Heller beginnt (ähnlich wie dieses Buch) mit der Rückkehr des verwundeten Soldaten, dort allerdings 1945. Ich hoffe, die Lücke zwischen der Weimarer Republik und dem Aufstieg des NS-Regimes, der in den Zweiten Weltkrieg führt, wird durch ein oder zwei weitere Bücher geschlossen. Fazit: Gerne gebe ich diesem historischen Krimi, der zeigt wie schmal der Grat zwischen gut und böse ist, 5 Sterne. Max Heller hätte ganz leicht auf der anderen Seite des Gesetzes landen können.