»James Bond und DDR« passen gewiss genauso wenig zusammen wie 007-Filme und die nachrichtendienstliche Realität in Ost und West. Und doch gab es ihn, den Doppelnullagenten Nummer 7 im DDR-Auslandsnachrichtendienst des Ministeriums für Staatssicherheit: Günter Gräßler. Nun hat der einstige »Stasi-Offizier« seine Lebenserinnerungen zu Papier gebracht. Ohne Pathos und zuweilen mit Selbstironie erzählt er von seinem Weg in die Hauptverwaltung Aufklärung, von seinen Lehrjahren als Offizier, von harten Anstrengungen und ersten operativen Erfolgen, von der verantwortungsvollen Führung wichtiger Quellen in der Bundesrepublik, von Alltäglichem und Spannendem beim Ringen der Spione im Kalten Krieg. Auch Zweifel und Rückschläge spart er nicht aus, ebenso wie menschlich bewegende Begegnungen. Und er erzählt vom Ende des Staatssicherheitsdienstes, gar vom Ende des Staates, das einherging mit enttäuschten Hoffnungen, mit erlebtem Verrat, mit Ohnmacht in der Phase der strafrechtlichen Verfolgung der Menschen, die ihm vertrauten, und schließlich vom Neuanfang im vereinten Deutschland. Er spannt den Bogen bis in die heutige Zeit, zeigt widersprüchliche Befindlichkeiten im vereinten Deutschland auf und bezieht eine klare Stellung zu aktuellen Themen, zuweilen scharfzüngig, aber immer mit Bedacht. Günter Gräßler legt mit seiner Autobiografie ein einzigartiges Resümee vor, das vor rückblickenden Einsichten nicht haltmacht. Selbstbewusst, wunderbar entkrampft und unumwunden gewährt er einen tiefen und selbstreflektierenden Einblick in seine Erfahrungswelt als einstiger Führungsoffizier in der Hauptverwaltung Aufklärung des MfS.