Die Nobelpreisträgerin Herta Müller schreibt in ihren Werken von der grausamen Gewalt totalitärer Regime. Eindrücklich zeigt sie aber auch, wie aus dem vehementen Einspruch gegen Totalitarismus und Gewalt große Literatur entstehen kann. Weltbekannt ist Herta Müllers Meisterwerk "Atemschaukel". Schonungslos beschreibt sie darin die nach dem Zweiten Weltkrieg in einem sowjetischen Lager erlittenen seelischen Beschädigungen eines jungen Mannes. Doch auch in den davor publizierten Prosatexten - wie etwa dem vielbeachteten Debüt "Niederungen" (1984) - ebenso wie in den derzeit im Zentrum ihres Schreibens stehenden Text-Bild-Collagen spricht Herta Müller auf sowohl berührende als auch ästhetisch komplexe Weise vom Überleben unter widrigsten Umständen. In diesen verhandelt sie insbesondere die von Angst und Verrat, von Überwachung und Repression gezeichneten Verhältnisse in Rumänien unter der Diktatur Ceausescus. Zugleich zeugen diese Werke aber auch von Widerstand und Courage, zeigen wie man der uniformen, eintönigen Sprache der Diktatur eine eigene und eigenwillige, ja surreale Sprache entgegensetzen kann. Abgesehen von einem Werkstattgespräch mit Herta Müller geben die Beiträge des Bandes einen Überblick über ihr Werk von den 1980er Jahren bis heute. Darüber hinaus gehen die Aufsätze wichtigen Themen sowie intermedialen und interkulturellen Aspekten ihres Schreibens nach.
Inhaltsverzeichnis
- Norbert Otto Eke / Christof Hamann: "Das Schöne ist das Durchsichtige". Gespräch mit Herta Müller
- Iulia-Karin Patrut: (De-)konfigurationen totalitärer Ordnung. Herta Müllers Frühwerk bis 1989
- Alexandra Pontzen: Verstrickt, gefangen, gehalten im Netz der Romane. "Der Fuchs war damals schon der Jäger", "Herztier" und "Heute wäre ich mir lieber nicht begegnet" von Herta Müller
- Bettina Bannasch: "Aber ich bin nicht mein Fleisch". Herta Müllers Roman "Atemschaukel"
- Natalie Moser: Mehr als stille, müde und hölzerne Sätze. Herta Müllers Reflexionen über das Schreiben
- Andreas Erb / Christof Hamann: "Wir sind frei, mit ihnen das zu machen, was unser Leben mit uns macht". Produktive Mehrdeutigkeit in den Text-Bild-Collagen von Herta Müller
- Susanne Düwell: "Die Nacht ist aus Tinte gemacht". Zur Ästhetik der Hörbücher/Hörtexte Herta Müllers
- Daniela Doutch: Zwischen - denken. Herta Müllers und Katie Mitchells "Reisende auf einem Bein"
- Udo Friedrich: Metapher als Umweg Umweg als Metapher. Zur Bildlichkeit des Weges bei Herta Müller
- Roland Borgards: Der fünfte Hase. Herta Müller collagiert mit den Tieren
- Norbert Otto Eke: "Ein paar Freunde lachen. so verrückt daß ganz nahe / schon im Schach das Schweigen steht". Lachen in Herta Müllers Texten
- Martina Wernli: "Diese Diktaturen sind immer noch da". Herta Müller als engagierte Autorin
- Esther Kilchmann: Sprache als Mehrsprachigkeit in der Poetologie Herta Müllers
- Axel Dunker: "Die Angst hat mich zwischen die Böden der Sprache getrieben". Zum Stellenwert von Interkulturalität im Werk Herta Müllers
- Bibliografie
- Notizen