Der Kommissar Zander und seine neue Partnerin Anna Winkler sollen einen eigentlich alten Fall aufklären. Es ist 18 Monate her, dass ein marokkanischer Drogendealer erschossen wurde. Der Täter wurde bis heute nicht ermittelt. Damals war Zander noch in der Drogenfahndung beschäftigt, wurde mittlerweile jedoch aus hier nicht erwähnten Gründen in die Mordkommission versetzt. Doch Zander lässt seine alten Kontakte spielen um die Ermittlungen wieder in Gang zu bringen.
Zeitgleich nimmt der vom Kölner Kurier gefeuerte und sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser haltende PR-Profi Moritz Lemke das Jobangebot der Freiheitlichen Partei an. Ursprünglich waren die Freiheitlichen eine rechte Partei, wollen aber nun ihr Image vollkommen umkrempeln und ihre Wählerschaft in der Mitte suchen.
Dann explodiert im Anbau einer Hinterhofmoschee eine Bombe¿ wer waren die Täter? Sind sie in der rechten Szene zu suchen?
Als erstes möchte ich anmerken, dass ich politische Romane eigentlich gar nicht mag. Diese Verwicklungen und Machtspielereien innerhalb der Regierung und deren Apparate interessieren mich nicht besonders. Ich habe Sonntag Mittag mit Sprengkraft begonnen und war heute Nachmittag fertig. Das spricht für den Roman, denn ich konnte ihn schwer beiseite legen, weil ich sehr gefesselt war.
Auf der Buchrückseite ist erwähnt, dass Eckert den Vergleich zu Grisham und le Carré nicht zu scheuen braucht. Ich fühlte mich stellenweise ¿ vor allem im Kapitel Staatsgeheimnisse ¿ an die Millenium Trilogie von Larsson erinnert. Auch er gewährte ¿ wie der Autor von Sprengkraft ¿ einen Einblick in die Machenschaften der Regierung und die Verwicklungen zur Politik. Und wie schon bei Larsson war ich in diesem Thriller auch bei diesen Passagen nicht gelangweilt, sondern interessiert und nicht verwirrt, sondern habe den Überblick behalten.
Die Handlung wird in zwei Strängen erzählt, anfangs soger in dreien. Die Story um Zander, den Ermittler in der marokkanischen Szene und auf der anderen Seite die Handlung um das Geschehen rund um Moritz Lemke bei den Freiheitlichen.
Der Schreibstil ist sehr gut, flüssig und fesselnd. Ich habe gemerkt, dass sich Eckert politisch sehr gut auskennt aber ich habe grossen Gefallen daran gefunden, dass er diese Dinge verständlich und nicht hochkompliziert dargestellt hat. Die Figuren kommen sehr gut rüber, der Ermittler Zander ist mir mit seiner ¿ doch etwas besonderen Art ¿ schnell ans Herz gewachsen. Aber auch die Nebenfiguren aus Politik und Staat und selbst die Muslime hat er sehr gut charakterisiert.
Eckert hat auch die Beweggründe der ¿anderen Seite¿ für ihre Taten ausführlich dargelegt und gezeigt, wie ernst diese Menschen den Glauben nehmen, egal wie jung sie sein mögen. Es ist schwierig dies näher zu beschreiben, ohne etwas von der Handlung zu verraten, darum lasse ich diese Einstellung einfach so stehen.
Eine Kleinigkeit war mir persönlich zu ¿übertrieben¿, ich bin der Meinung da wäre evtl. weniger etwas mehr gewesen (aber genau diese werde ich wegen Spoiler nicht verraten ;-) ) und das ist der einzige Grund für meinen halben Punktabzug. Ansonsten war ich positiv überrascht.
Ich hätte nicht gedacht, dass mich der Thriller so fesselt und er mir so gut gefällt, nachdem ich anfangs dachte als Politthriller würde das nicht gelingen. Aber ich lasse mich ja gerne ¿umstimmen¿ und Sprengkraft ist ein absolut empfehlenswertes Buch.
Im Herbst erscheint der neue Roman von Horst Eckert ¿ Schwarzer Schwan ¿ und ich freue mich schon darauf.
Mein Fazit: 4,5 von 5 Sternen ¿ Sprengkraft ist ein spannender, fesselnder, sehr hintergründiger aber absolut nicht ¿schwieriger¿ Thriller um ein hochbrisantes Thema in unserer Zeit.
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