In der Reihe » Klassiker in neuer Rechtschreibung« gibt Klara Neuhaus-Richter die wichtigsten Bü cher der Weltliteratur in der empfohlenen Schreibweise nach Duden heraus.
Ida Grä fin von Hahn: Grä fin Faustine. Ein Roman aus der Biedermeierzeit
1840 erscheint (auf 1841 vordatiert) die stark autobiografisch geprä gte Geschichte der verwitweten Grä fin Faustine Obernau, die in Dresden in wilder Ehe ein fü r ihre Zeit ganz und gar ungewö hnlich emanzipiertes Leben fü hrt. » Faustisch« unbeeindruckt von gesellschaftlicher Konvention erfä hrt sie ohne Rollenzuweisung und mä nnliche Dominanz groß e Anerkennung und Beliebtheit. Ida von Hahns wohl bekanntester Roman galt in der Biedermeierzeit als skandalö s. Dennoch oder deshalb wurde das Buch damals ein groß er Erfolg. Heute ist es ein ebenso frü hes wie beeindruckendes Zeugnis weiblicher Emanzipation.
Erstdruck: Berlin, Alexander Duncker, 1840, vordatiert auf 1841.
Textgrundlage ist die Ausgabe:
Ida Grä fin Hahn-Hahn: Grä fin Faustine, Berlin: Verlag von Alexander Duncker, 1841.
Die Paginierung obiger Ausgabe wird in dieser Neuausgabe als Marginalie zeilengenau mitgefü hrt.
Neu herausgegeben und mit einer Biografie der Autorin versehen von Klara Neuhaus-Richter, Berlin 2021.
Umschlaggestaltung von Rainer Richter unter Verwendung einer Porträ tzeichnung von Josefine Weinschrott.
Gesetzt aus der Minion Pro, 11 pt.
Henricus - Edition Deutsche Klassik GmbH
Ü ber die Autorin:
1805 als Tochter des leidenschaftlichen doch wirtschaftlich erfolglosen Theaterunternehmers Graf Karl von Hahn in Tressow/Mecklenburg geboren, wird Ida Marie Louise Sophie Friederike Gustave Grä fin von Hahn 1826 mit ihrem Cousin Friedrich Graf von Hahn verheiratet. Sie nennt sich seither gerne Grä fin Hahn-Hahn. Die Ehe scheitert 1829 noch vor der Geburt der geistig behinderten Tochter Antonie. Ida von Hahn fü hrt daraufhin ein unstetes Leben mit vielen unterschiedlichen Wohnsitzen, u. a. in Berlin, Dresden und Wien und zahlreichen Reisen mit Adolf von Bystram. 1835 erscheinen ihre ersten Gedichtbä nde, 1838 mit » Aus der Gesellschaft« der erste Roman, es folgen zahlreiche Reiseberichte und weitere Romane. Nach Bystrams Tod konvertiert sie 1850 zum Katholizismus und grü ndet in Mainz das Kloster » Vom guten Hirten« , in dem sie bis zu ihrem Tode 1880 lebt, ohne jedoch ein Gelü bde abgelegt zu haben. Unter Zeitgenossen ist ihr Werk nicht unumstritten. Manieriert und gestelzt wird ihr Stil gescholten, ihre Konkurrentin Fanny Lewald mit deren Vetter Heinrich Simon Ida von Hahn eine kurze Affä re hat persifliert ihre elitä re, aristokratische Haltung in ihrem Roman » Diogena« . Theodor Fontane nennt sie eine » Karikatur des Individualismus« . Als » melancholische Kreuzung von Kurtisane und Klosterschwester« (Friedrich Sengle) ist die Grä fin Hahn-Hahn einerseits ein Sternchen der Biedermeierzeit und andererseits eine gesellschaftskritische Autorin, deren » emanzipiertes Ich« das Institut der Ehe und manchen » Typus Mann« durchaus kritisch zu sezieren weiß .