Striktes Unterbinden sämtlicher Elemente des Jagdverhaltens führt hingegen zu Frust, und dieser macht unansprechbar.
Leben mit Jagdhund ist ein Sachbuch von Ines Scheuer-Dinger. Es erschien im April 2018 im Cadmos Verlag und ist absolut zu empfehlen für jeden, der mit seinem Jagdhund oder jagdlich ambitionierten Hund fair und positiv am Jagdverhalten arbeiten möchte!
Jeder von uns, der mit einem Jagdhund oder einem Hund mit jagdlichen Ambitionen zusammen lebt, weiß, dass diese Hunde Spezialeffekte mit sich bringen. Sie sind oft schnell und impulsiv, sehr interessiert an Außenreizen und unglaublich fokussiert auf die Umwelt.
Das alles sind Verhaltensweisen, die ihnen in ihrem eigentlichen Job, der Jagd, helfen und uns als Menschen leider oft anstrengen und manchmal sogar nerven. Nämlich immer dann, wenn der Hund mit wehenden Ohren im Wald verschwindet, nicht mehr ansprechbar ist oder mit gefühlten 100 Kilogramm in der Leine hängt. Ja, ich spreche da aus Erfahrung und natürlich ist man irgendwie verzweifelt und vergisst, dass der Hund einen nicht ärgern will, sondern sein Verhalten für in tatsächlich einen Sinn macht Immer wieder stellt man sich die Frage, wie man am besten mit seinem Hund am besten umgeht und wie man ihn zu einem zuverlässigen Begleiter ausbildet. Dabei ist es fast egal, ob der Hund ein Familienhund oder tatsächlich ein Jagdhund sein soll.
Ines Scheuer-Dinger zeigt in ihrem Buch, welche Bedürfnisse Jagdhunde und jagdlich motivierte Hunde haben, räumt mit Vorurteilen auf, erklärt Jagdverhalten und zeigt einen freundlichen und fairen Weg zu einem entspannten Miteinander von Mensch und Hund.
Dabei bleibt sie dennoch ehrlich und stellt klar, dass es keine Garantie dafür gibt, dass jeder und überall frei laufen kann und vielleicht auch gar nicht muss?!
Es gibt eine Vorstellung verschiedener Jagdhunderassen, Hinweise für das Verhalten in Wald und Feld sowie Trainingsansätze für den Alltag mit dem vierbeinigen Begleiter. Die Methoden sind dabei durchgehend bedürfnisorientiert und fair. Gleichzeitig wird aber auch erklärt, warum das Training mit aversiven Methoden häufig sogar das Gegenteil des Gewünschten auslöst.
Nebenbei gibt es kleine Einschübe von anderen Hundetrainern, die jeweils nochmal einen anderen Trainingsaspekt darstellen. Diese haben mir an sich sehr gut gefallen, die Anordnung im Buch war jedoch manchmal etwas unglücklich, da der eigentliche Text durch die Zusatztexte unterbrochen wird (auch mitten im Satz) und man dadurch hin und her blättern muss. Beschrieben werden außerdem Fallbeispiele, in denen das Hundeverhalten in den genetischen Kontext gesetzt und entsprechend erklärt wird. Durch diese Erklärungen bekommt man nochmal einen anderen Einblick in die Dinge, die der Hund tut und versteht vieles deutlich besser!
Hinzu kommen natürlich Trainingsmöglichkeiten für den Alltag mit Jagdhund. Die beschrieben Trainingsansätze sind dabei absolut nachvollziehbar beschrieben und werden durch viel Fachwissen untermauert. Man bekommt unglaublich viel Input, viel Motivation und lernt viel über den eigenen Hund mit Special Effects. Ich habe nach der Lektüre einen ganz anderen Blick auf das Verhalten meines Rauhhaardackels und bin froh, dass ich hier so viel dazulernen konnte!
Außerdem gibt es am Ende einen kurzen Einblick in das jagdliche Training mit hund, aus dem man als Jäger sicherlich auch einiges mitnehmen kann.
Ja, das Training geht auch mit dem Jagdhund positiv und ohne Gewalt! Man muss einiges bedenken und Verstärker sowie Belohnungen verstehen, außerdem lohnt sich dranbleiben und ein verständnisvoller Umgang mit den Macken des Hundes ist absolut angebracht! Wenn ihr mehr darüber wissen möchtet, schaut unbedingt ins Buch hinein!
Mein Fazit: Das Buch von Ines Scheuer-Dinger zeigt einen fairen und bedürfnisorientierten Weg im Umgang mit einem jagdlich motivierten Hund. Ich finde Erklärungen und Trainigsansätze absolut verständlich und nachvollziehbar. Gefallen haben mir besonders die anschaulichen Trainingswege, die sich gut in den eigenen Alltag einbauen lassen. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen und eine klare Empfehlung für Besitzer von jagdlich motivierten Hunden - dabei ist nie zu spät zu trainieren, denn Hunde können immer lernen!