Eine geballte Ladung düsterer Mystik erwartet uns in The Cloisters. Aber das weiß Ann noch nicht. Ann aus Walla Walla, also der tiefsten Provinz, die den Schritt in die Welt der Kunst und Wissenschaft schaffen möchte mit einem Praktikum am Met. Doch dort angekommen, erfährt sie, dass ihre Stelle weggefallen ist. Zum Glück springt Kurator Patrick ein, und so landet Ann völlig ungeplant in The Cloisters, einer Außenstelle des Met. Und damit in einer ganz eigenen Welt.
Dieser Roman lebt und atmet die besondere Atmosphäre von The Cloisters, dieser nachgebauten Klosteranlage am Rande von New York. Während im Met mitten in Manhattan das urbane Leben tobt, herrschen hier oben am Ufer des Hudson River beinahe mittelalterliche Ruhe und Abgeschiedenheit. In den Kreuzgängen gedeihen unter den Händen von Gärtner Leo Heil- und Giftpflanzen, deren Wirkung oft so nah beieinander liegt. Und inmitten der alten Gemäuer arbeitet Ann mit Patrick und dessen Assistentin Rachel an einem rätselhaften Projekt, das tief in die Welt der Mystik und der Geheimnisse führt. Es geht um einen besonderen Satz von Tarotkarten, sozusagen den Ursatz und die Frage: Ist es ein Spiel oder bestimmt es dein Schicksal?
Konsequent webt die Geschichte ein düsteres Netz aus Mysterien, Macht, Intrigen und Geheimnissen, alles eingebettet in die kühlen Gemäuer der Klosteranlage. Die Charaktere bleiben nicht greifbar, ihre Motive liegen im Dunkeln. Dazu bedient sich die Autorin einer fulminanten, barockhaft üppigen Sprache, die zur Schaffung der besonderen Atmosphäre beiträgt und uns beim Lesen immer tiefer in den Bann des Spiels um das Schicksal hineinzieht. Beim Lesen erinnerte mich einiges an Der Name der Rose, und tatsächlich findet jener Roman am Ende noch Erwähnung im Buch, so dass ich The Cloisters als Hommage an selbigen empfinde.
Von mir gibt es eine brennende und begeisterte Leseempfehlung für alle, die sich auf dieses besondere Leseerlebnis einlassen wollen.