»Rheinsberg ein Bilderbuch für Verliebte« verursachte einen mittleren Skandal, als es 1912 erschien, zumal Wochenendausflüge von unverheirateten Paaren im Wilhelminischen Kaiserreich als sittenwidrig galten. So ist wahrscheinlich den meisten LeserInnen von damals entgangen, dass der 22-jährige Kurt Tucholsky, der darin seinen eigenen »sittenwidrigen« Aufenthalt in der brandenburgischen Provinzstadt verarbeitete, nicht nur eine wunderschöne und erstaunlich moderne Liebesgeschichte vorlegte, sondern auch augenzwinkernd der prüden und wenig spontanen deutschen Vorkriegsgesellschaft einen Spiegel vorhielt.