Dürckheims therapeutisches und schriftstellerisches Erbe ist heute zu Recht bekannt. Der Blick auf den Lehrmeister wird aber erst vollständig, wenn auch seine Verwicklung während der NS-Zeit, sein Schatten, gesehen wird. Die Beiträge stimmen nachdenklich und dienen als Anregung, selbst hochgeschätzte MenschheitslehrerInnen, wie auch C.G. Jung, kritisch genug zu würdigen und mögliche Schattenseiten nicht voreilig auszublenden.
Das klassische Motiv des Schülers, der seinen (Lehr-)Meister idealisiert, beinhaltet immer auch die Gefahr der Verschleierung von Schattenseiten des Meisters. Exemplarisch deutlich wird dies an Karlfried Graf Dürckheim, der als Psychotherapeut und Zen-Lehrer bekannt und geschätzt ist, in der NS-Zeit jedoch tief in Propagandatätigkeiten verstrickt war. Die AutorInnen setzen sich verantwortungsvoll und nachdenklich mit der Frage auseinander, warum Graf Dürckheim über die Schatten-Aspekte seiner Vergangenheit geschwiegen hat und bewerten sein therapeutisches und schriftstellerisches Wirken neu. Auch die kritische Würdigung C. G. Jungs im Buch wirkt klärend. Es trägt insgesamt zu einem tieferen Verständnis der Übertragungs- und Gegenübertragungsthematik zwischen LehrmeisterInnen und SchülerInnen bei und ist ein Gewinn für Menschen aus dem therapeutischen Umfeld wie auch alle in einem Lehrer-Schüler-Verhältnis. Mit Beiträgen von Hans-Joachim Bieber, Günter Langwieler, Pieter Loomans, Tilmann Moser, Rüdiger Müller und Hans-Willi Weis
Inhaltsverzeichnis
Editorial
Dichtung und Wahrheit
Du rckheims Bemerkungen u ber seinen Weg nach Japan
und seine dortige Tätigkeit im Lichte historischer Forschung
Hans-Joachim Bieber
Das Meister-Schu ler-Verhältnis
Pieter Loomans
Du rckheims Schatten in dunklen Zeiten (1933 1947)
Ru diger Mu ller
»Ich bin allerdings arg mit der Zeitgeschichte zusammengestoßen.«
C. G. Jungs Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus
Gu nter Langwieler
Über das große Schweigen nach der NS-Zeit
Die Last der Erinnerung
Tilmann Moser
Graf Du rckheims Werdegang zum Theoretiker und Praktiker des Transpersonalen
Zum 100. Geburtstag Du rckheims (1996)
Hans-Willi Weis
Aktuelle Nachbetrachtung Herbst 2017
Hans-Willi Weis