Zusammenfassung:
Jesus. Eine Weltgeschichte ist eine wahre Meisterleistung. Markus Spieker ist Pfarrerssohn, Historiker, Journalist und gelernter Drehbuchautor. Das Fakten sammeln und Geschichten zu erzählen, das ist sein Spezialgebiet. Und so hat er sich an das Werk begeben und eine Biografie über das Leben Jesu geschrieben. Das besondere an dieser liegt darin, dass Jesu Leben nicht einfach nur nacherzählt, sondern in die Zeitumstände eingebettet wird. Der Autor schreibt selbst, dass er langsam auf Jesus zoomt, der Mittel- und Kontenpunkt allen Seins ist. Nachdem er einige Kapitel auf Jesus verweilt, geht der Zoom wieder heraus und man sieht, was Jesus in die Welt gebracht und in ihr verändert hat.
Rezension:
Als ich gesehen habe, dass es dieses Buch als Rezensionsexemplar zu erhalten gibt, habe ich mich gleich beworben. Geschichte liebe ich. Kirchengeschichte fasziniert mich und ich habe mir noch einen tieferen Einblick gewünscht.
Auch wenn ich wissenschaftliche Texte gut verstehe, habe ich mich doch sehr gefreut, als ich schon nach ein paar Seiten gemerkt habe, dass der Sprachstil sehr leicht zu lesen ist. Locker, leicht und gar nicht trocken, sondern immer wieder auch von originellen und humorvollen Anmerkungen des Autors durchzogen, lässt einen der Text schnell durch die Seiten springen.
Das Buch ist in drei große Teile unterteilt:
1. Schöpfer
2. Retter
3. Freund und Helfer
Diese drei Teile sind dann wiederum in vier Untergruppen unterteilt, die aus vielen verschiedenen Unterkapiteln bestehen.
Der erste Teil beschäftigt sich mit der universalen Vorgeschichte vor dem Kommen Jesu. Es wird ein Blick auf die Gottessuche der verschiedenen Völker geworfen. Man bekommt Einblick in die Messias-Erwartung der Juden und sieht, wie sich die Drucksituation im Heiligen Land immer weiter erhöht.
Der zweite Teil befasst sich dann mit dem Leben und dem Wirken Jesu zu Zeiten der Evangelien. Besonderen Augenmerk legt der Autor auf Jesu Leben, Wirken und Sterben auf Golgatha.
Teil drei widmet sich dann der Auferstehung Jesu und der himmlischen Saat, die im Laufe der Jahre aufgeht. Interessante Einblicke gibt es in die letzten 2000 Jahre der Jesus-Bewegung, dem Erfolg und Versagen der Christenheit. Jesus hat das Seelenheil jedes Einzelnen im Blick, doch genauso hat die Osterbotschaft die ganze Welt verändert.
Beim Lesen hatte ich das Gefühl, dass sich die Geschichte wie auf einem Zeitstrahl nach vorne bewegt, auch wenn es immer wieder Rückblicke in vergangene Zeiten gab, um z.B. die Herkunft oder Wurzel des Gedankens oder Geschehens zu erklären.
Besonders interessant war es für mich zu lesen, in welche Zeit und Situation in der Welt Jesus hineinkam und warum es so bezeichnend ist, dass Er genau dann geboren wurde und nicht wann anders.
Diese Lektüre hat mir geholfen Dinge aus der Bibel besser einordnen zu können. Geschichtliche Hintergründe der biblischen Erzählungen und Begebenheiten wurden klarer und manche Dinge zum ersten Mal logisch. Auch wenn das auf keinen Fall bedeutet, dass wir Gott jemals vollständig mit dem Verstand begreifen können.
Gefallen hat mir auch, dass der Autor zwar immer wieder seine eigenen Überzeugungen hat durchscheinen lassen, es aber trotzdem nicht unterlassen hat ausgewogen zu berichten. So wurde Negatives und Positives gegenübergestellt, ohne ein abschließendes Urteil zu fällen.
Die Geschichte seit der Himmelfahrt Jesu und welche Auswirkungen das Christentum in der Welt hatte, welchen Schaden manche Christen im Namen Jesu angerichtet haben, wie falsches Bibelverständnis zum Raub der Freude am Glauben geführt hat oder welchen Hürden sich die Jesus-Nachfolger heute gegenübersehen, durch eine in den Abgrund führende Theologie, waren erhellend und erschreckend zugleich.
Fasziniert habe ich den Ausführungen über die Auswirkungen des Glaubens in Kunst, Musik und Literatur gefolgt. Entsetzt war ich zu lesen, wie oft die Botschaft missbraucht und verleugnet wurde. Besonders traurig war ich bei den Berichten über hoffnungslose Gotteskritiker, die nicht mal auf dem Sterbebett bereit waren zur Umkehr, trotz der Erkenntnis, dass nur Jesus die Antwort auf ihre Suche ist.
Kritik:
Es gab immer wieder Aussagen, die mich etwas stutzig gemacht haben. Mein theologisches Verständnis ist an manchen Stellen ein anderes. So kann ich z.B. nicht mitgehen, wenn Dr. Spieker meint, der Autor der Offenbarung wäre nicht der Jünger, sondern ein anderer Johannes gewesen. Ich habe während meines Bibelstudiums diese Frage ausführlich erörtert und kenne die verschiedenen Meinungen dazu, komme aber für mich persönlich zu einer anderen Überzeugung. Da dieses Thema, wie auch die anderen Punkte, in denen wir unterschiedlicher Auffassung sind, jedoch nicht heilsrelevant sind, kann man gut darüber hinwegsehen.
Auch Herr Spieker lässt den Glauben und die Auffassung der anderen stehen, auch wenn er bei manch einer Entwicklung die falschen Wege doch deutlich herausarbeitet. Das ist m.M.n. aber auch wichtig und richtig so.
Leider fehlt ein Personen- oder Stichwortverzeichnis, um einzelne Themen schneller wiederzufinden.
Ein Literaturverzeichnis zur vertiefenden Recherche ist zwar gut, jedoch hätte ich mir manches mal doch genauere Quellenangaben gewünscht.
Fazit:
Dieses Buch ist ein Rundumschlag über die Geschichte von Adam und Eva bis in die Neuzeit. Mit Hauptaugenmerk auf der Geschichte des Westens bzw. Römischen Reiches.
Auch wenn man nicht aus derselben Denomination stammt und vielleicht auch unterschiedliche Auffassungen zu manchen Themen hat, kann man sehr von diesem Buch profitieren.
Die Lektüre hat mich noch mehr für Jesus fasziniert, besonders weil während des Lesens die Begeisterung des Autors für Jesus spürbar ist.
Ich möchte dieses Buch wärmstens allen weiterempfehlen, die sich gerne tiefer in die Geschichte und Hintergründe der Bibel und Kirche begeben möchten.