Ein Foltervideo wird an die Presse gespielt. Wenig später wird die Journalistin Tania Herzberg unter falschen Vorstellungen zum Tatort gelotst. Dort entdeckt sie die Leiche Frank Lahnstein, der Sohn des Innensenators. Er wurde u.a. gehäutet. Ist es eine politisch motivierte Tat? Sera Muth beginnt mit ihrem Kollegen Gehsing zu ermitteln. Sie ziehen den Fallanalytiker Dr. Robert Babicz zu Rate, der gerade nach vier Jahren aus den USA zurückgekommen ist und dort einen Täter dingfest gemacht hat, welche die Presse den "Knochenmann" nannte. Es gibt eine erstaunliche Verbindung zu dem Mord in Berlin, denn auch er hat seine Opfer gemordet. Gibt es in Deutschland einen Nachahmungstäter? Ja, aber bis man überhaupt zu den Punkt kommt, welcher im Klappentext angedeutet wird, dauert es. Denn zunächst wird eine türkischstämmige Frau mutmaßlich von ihrem Noch-Ehemann niedergestochen und dies wird als Ehrenmord betitelt. Kriminalhauptkommissarin Sera Muth, welche gerade einen freien Tag hat und mit ihrer Familie zusammen ist, wird zu dem Fall gezogen. Denn sie als Türkin soll sich doch um diesen Fall kümmern...Im letzten Band von Kalkbrenner habe ich ja schon erwähnt, dass ich seine Kollegin Sera Muth sehr spannend finde, weshalb ich mich jetzt auch auf den Band gestürzt habe. Tatsächlich erfährt man auch hier einiges über sie, im Privaten wie im Beruflichen. Besonders im Privaten wird sie von ihrer Familie unter Druck gesetzt, die es gar nicht gern sehen, dass sie als Polizistin arbeitet, ledig und keine Kinder hat. Dabei ist sie doch "schon" über 30 Jahre und ihre Schwestern sind längst unter der Haube und haben Kinder. Es wird eben nicht auf ihre Bedürfnisse Rücksicht genommen, sondern man möchte ihr ein traditionelles Leben aufzwingen. Sera ist mir hier nur sympathisch geworden, wie sie sich dagegen auflehnt und versuch trotz dieser Widrigkeiten ihren Weg zu gehen. Gleichzeitig möchte sie natürlich nicht den Kontakt zu ihrer Familie verlieren, aber wenn sie wüssten, dass sie einen Freund hat und wer das ist... das würde nicht gut enden. Diese Situation wurde am Ende übrigens nicht aufgelöst. Es war schon etwas schade, dass sich ihre Situation mit ihrer Familie am Ende etwas verloren hat.Als zweite wichtige Perspektivperson wurde Dr. Robert Babicz eingeführt, dessen Expertise für die Polizei sehr wichtig war. Auch hat man einiges über sein Privatleben erfahren und das der Fall immer persönlicher wurde. Er hat ja vor vier Jahren alles hinter sich gelassen und ist einfach in die USA abgehauen.Als dritte Perspektivperson hat man Tania Herzberg, die beim "Berliner Kurier" als Journalistin arbeitet (übrigens trifft man da auch immer wieder auf den Journalisten Hardy Sackowitz, welcher ja ständig Kalkbrenner auf die Nerven geht). Sie hat gerade eine Trennung von ihrem Manne hinter ihr, der das aber nicht richtig akzeptieren will und ihr ständig auf die Pelle rückt. Zudem ist sie sehr ehrgeizig in ihrem Beruf, aber ihre private Lage belastet sie sehr. Mit ihr wird wohl in der Geschichte am meisten übel mitgespielt. Es war wieder sehr spannend, wie die drei Perspektiven am Anfang scheinbar wenig miteinander zu tun hatten, sich aber dann doch immer weiter ineinander verwoben haben, wie es plötzlich Zusammenhänge gab, falsche Fährten, überraschende Erkenntnisse und Wendungen wie man es von Martin Krist kennt.Interessant war auch, dass es hier mal um einen klassischen Serienkiller ging. Das war eigentlich sonst in der Reihe nicht unbedingt der Fall, da die Themen eher in eine andere, üble Richtung gingen.Dennoch muss ich sagen, dass es mir in diesem Buch etwas gestört hat, dass er doch ziemlich oft abgeschweift ist und es sich teilweise weniger wie ein Thriller gelesen hat, sondern ein Beziehungsroman. Auch hatte ich manchmal das Gefühl, dass manche Handlungsstränge nicht bis zum Ende gedacht wurden. Sie wurden aufgeführt, aber entweder zu schnell gelöst oder gar nicht mehr richtig aufgegriffen. Aber was mich richtig gestört hat, was mir in vorherigen Bänden nicht so negativ aufgefallen war, sind diese Minicliffhanger am Kapitelende bzw. wenn das Kapitel einfach abgeschnitten wurde und man ins nächste kam, wo man sich in einer komplett anderen Szene befand. Es hat mich stellenweise so genervt, weil ich auch nicht den Sinn dahinter gesehen habe, außer damit man kurze Kapitel hat. Es hat mich teils auch einfach rausgerissen und ich habe die Augen genervt verdreht.Was den Täter betraf, hatte ich nach einer Weile eine Ahnung, die sich aber tatsächlich nur halb bestätigt hat. Es war nicht ganz so wie gedacht, aber fast. Was mich letzten Endes etwas nachdenklich gemacht hat, als die Sache mit dem Mord am Sohn des Innensenators aufkam, hat man Sera ja direkt am versuchten "Ehrenmord" weggenommen, da sie sich nun um den neuen, viel präsenteren Fall kümmern sollte. Der "Ehrenmord" wurde also einfach auf Eis gelegt und soll sich Berger darum kümmern, wenn er aus dem Urlaub zurückkommt. Klar, wenn so ein verrückter Killer unterwegs ist, sollte man sich darum schnellsten kümmern, aber dann die andere Sache einfach als unwichtig abzutun... schlimm. Leider kann ich mir allerdings vorstellen, wenn es die Situation wirklich gegeben hätte, dass die da so gehandelt hätten.Im Buch hat natürlich auch das Thema Rassismus mitgeschwungen und was es bedeutet als Türkin, also besonders als Frau, bei der Polizei zu arbeiten, wobei da eher das Problem bei Seras Landsleuten lag... Fazit:Auch dieser Band hat mir wieder gut gefallen, da ich ihn ab einen gewissen Punkt sehr spannend fand und ihn nicht mehr aus der Hand legen konnte. Außerdem hat es mich gefreut mehr über Sera zu erfahren und ich hoffe, dass sie bei Kalkbrenner weiterhin eine größere Rolle spielt. Allerdings hat es in der ersten Hälfte etwas gedauert bis ich in das Buch reingekommen bin und das Buch hat mir nicht so ein unwohles Gefühl bereitet, wie andere Bände der Reihe. Daher vergebe ich vier Sterne.