unschuldige Annäherung wird von ernstem Hintergrund abgelöst - ich fands gut
*Irgendwie schienen sie sich so viel zu verschweigen wie zu verraten und trotzdem hatte er das Gefühl, Arthur mehr anzuvertrauen, als irgendjemand sonst.*Wieder einmal haben seine Eltern keine Zeit für ihn, als sie Arthur schon mal vorausschicken in ihre Ferienvilla. Als ausgerechnet Kai ihm die Tür öffnet, weiß er, dass diese Ferien anders werden. Kai ¿ der Junge, den Arthur schon beobachtet hat, wie er ohne Angst den Wald durchstreift, scheint so ganz anders zu sein, als er selbst. Schon bald merken die Beiden, dass sie doch nicht so gegensätzlich sind, wie gedacht und genießen die gemeinsame Zeit. Doch dann werden sie auseinandergerissen und begegnen sich erst zwei Jahre später wieder. Im Internat sind die Umstände plötzlich anders. Enttäuscht über den anderen müssen sich beide dem Alltag stellen, der von einer Clique beherrscht wird, die allen das Leben schwer macht.Die Geschichte ist zweigeteilt und wird abwechselnd von Arthur und Kai erzählt. Als fünfzehnjährige lernen sie durch den anderen eine gänzlich neue Welt kennen. Beide müssen dabei mit ihren eigenen Problemen fertig werden, besitzen aber eine noch kindliche Hoffnung auf das Gute. Da Arthur keine Freunde hat, von seinen Eltern ignoriert wird und Angst vor dem Wald und der Dunkelheit hat bewundert er Kai für seine Unerschrockenheit und sein scheinbares Selbstbewusstsein. Kai hingegen wird von allen im Dorf als seltsam angesehen. Nicht, weil er und sein Vater arm sind, sondern weil er nie gelernt hat, wie er sich angepasst verhalten muss. So bewundert er Arthur dafür, sich anderen gegenüber zurechtzufinden und sich in der Welt auszukennen.Der Teil in der Villa Blau ist ein netter Einblick in die Gefühlswelt der Jugendlichen, geprägt von Unsicherheit und dem Willen vor dem anderen cool dazustehen, aber auch von einer unschuldigen Ehrlichkeit. Die Beiden mögen sich und so bleibt eine ¿ unschuldige ¿ Annäherung nicht aus. Dabei verlieben sie sich, sind aber dadurch mehr verwirrt und verunsichert als glücklich. Auch dieser Umstand führt dazu, dass das abrupte Ende der Ferien zu Missverständnissen führt.Der Leser begegnet den Beiden zwei Jahre später wieder. Arthur wurde aus seinem Internat geschmissen und kommt nun ausgerechnet auf das, in dem Kai dank Stipendium zur Schule geht. Beide sind geschockt vom erneuten Aufeinandertreffen aber auch verwirrt. Sowohl Arthur als auch Kai haben sich sehr verändert. Arthur ist selbstbewusster, gibt sich arrogant und plant den Beliebten der Schule anzugehören, was ihm auch bald schon gelingt. Damit tritt er ausgerechnet der Gruppe bei, die das Leben der Stipendiaten ¿ und damit auch Kais und seiner Freundin ¿ zur Hölle macht. Obwohl Arthur nicht mit dem Verhalten einverstanden ist, ist er hin- und hergerissen von den wiederkehrenden Gefühlen für Kai und seinen Plänen.Das Thema Mobbing ¿ mit all seinen Auswirkungen ¿ aber auch die unterschiedlichen Varianten von Freundschaft werden hier betrachtet. Beliebt sein wird groß geschrieben, die Beliebtesten über dabei Druck aus, setzen ihre Macht ein und tun alles, um ihren Stand zu halten. Alle anderen müssen sich dem unterordnen. Dabei sind es hier Zweckfreundschaften, die den Alltag beherrschen. Im Gegensatz dazu stehen Kai und seine Kindheitsfreundin, die nur ihre Ruhe wollen und loyal zusammenhalten. Allerdings wird ihnen das nicht vergönnt. Gerade hier nimmt die Geschichte auch extreme Züge an und zeigt manchmal auch überzeichnet, wie stark sich Mobbing auswirken kann.Trotz der ernsten Handlung gehen Arthur und Kai nicht vollständig darin unter, auch wenn sie es sich nicht leicht machen. Beide fühlen sich immer noch zum anderen hingezogen. Ihre kurzen Kontakte zeigen das deutlich, wenn sie sich auch beide schwer damit tun. Als Arthur die Machenschaften seiner neuen Freunde immer mehr durchschaut und auch Kai langsam einsieht, dass er Arthur vertrauen sollte, müssen die Beiden zusammenarbeiten, um den Intrigen zu entgehen.Fazit: Die unschuldige Annäherung zu Beginn, die ernste Hintergrundgeschichte im Internat aber auch die beiden Charaktere haben die Geschichte nicht zu einer süßen Romanze werden lassen ¿ was bei mir bei weitem besser angekommen ist, als eine unproblematische Liebesgeschichte.