Pressburg - ungarisch Pozsony, slowakisch seit 1919 Bratislava - ist mehr als die kleine Schwester Wiens. Es war jahrhundertelang ungarische Krönungsstadt und lag an den wichtigen Handelswegen Mitteleuropas.
Mehrsprachigkeit war prägend für die hier geborenen und lebenden Autoren. Zu diesen gehört der große Barockgelehrte Matthias Bel oder der deutschsprachige Schriftsteller und Übersetzer Alfred Marnau, in dessen Werken sich die bewegte Geschichte des 20. Jahrhunderts zeigt.
Die Donaustadt erscheint oft als Erinnerungsort, etwa in den zwischen den Weltkriegen entstandenen Preßburger Interieurs von Elsa Grailich oder den Preßburger Ghettobildern von Karl Benyovszky. Eine Persönlichkeit der reichhaltigen jüdischen Kultur war Selma Steiner mit ihrer berühmten Traditionsbuchhandlung. Diese überstand alle historischen Brüche: von der k. u. k. Monarchie über die Erste Tschechoslowakische Republik, den Slowakischen Staat und den Kommunismus bis zur Wende. Sechs literarische Spaziergänge begleiten durch die zu entdeckende Vielschichtigkeit der slowakischen Hauptstadt, die auch Schriftsteller der Gegenwart wie Michal Hvorecký, Jana Benová oder den ungarisch schreibenden
Lajos Grendel immer wieder fasziniert.