Ein freier Umgang mit der Rungholt-Sage, aber eine grandiose Story.
Ein freier Umgang mit der Rungholt-Sage, aber eine grandiose Story.Inhalt: Lene Cornelsen sucht auf Sylt eine Wohnung, was aufgrund der Preise alles andere als einfach ist. Aber gerade als sie resigniert zu ihrem Lieblingsplatz will, erreicht sie ein Anruf ihres Chefs. Der freie Tag ist gestrichen, denn ein Goldmünzenfund am Strand lässt die Leute unvorsichtig werden und Ertrinkungsfälle drohen.Die Truhe mit den Münzen ist echt. Die verstreuten Münzen nicht. Zusätzlich zum Wahlkampf tauchen alte Legenden von Rungholt wieder auf. Ein Schwein in der Wirtschaft, die Frau im roten Kleid im Wasser und ein scheinbar unmögliches Kirchengeläut, was vom Meer kommt.Während Lene mit ihren Freunden aus dem letzten Jahr versucht, einen Sinn in den seltsamen Ereignissen zu finden, meinen findige Geschäftemacher, dass sie mit ihrer Masche durchkommen. - Diese Rechnung haben sie aber ohne Lene gemacht.Fazit: Sebastian Thiel hat sich über Umwege in meine Lesevavoriten geschlichen. Seine Werke habe ich immer mit Interesse und voller Neugier gelesen. Und mit diesem Buch bin ich nun bei seinem neuesten Werk angekommen und gespannt, was mich erwartet.Es handelt sich hie rum den zweiten Band einer Reihe. Es dreht sich alles um Lene Cornelsen. Eine junge Oberkommissarin der Polizei, die nach der Trennung von ihrem Mann auf Rügen zurückkehrt. In ihrer alten Heimat bekommt sie neue Probleme, die für Rügener aber normal sind und längst nicht alle empfangen sie mit offenen Armen.Die Bände sind sehr gut unabhängig voneinander lesbar. Jedes der beiden Bücher ist ein abgeschlossener Roman.Herr Thiel spielt in diesem Band sehr frei mit der Legende von Rungholt. Er sagt selber, dass er wirklich sehr frei und fantasievoll mit der tatsächlichen Legende umgegangen ist, aber dabei ist das Vorgehen einer Scheinfirma sehr fantasievoll und gemein. Im Grunde wollen sie ein sylter Problem nicht lösen, sondern vergrößern. Und bei den Vorbereitungen stoßen sie auf Dinge, die ihrer Gier noch größer werden lassen.Lene ihr Chef ist ein Charakter, mit dem ich nicht so wirklich klar komme. Ich hatte ihn die ganze Zeit im Verdacht, dass er mit zu diesen korrupten Geldsäcken gehört, und habe Lene am Ende schon auf seinem Stuhl sitzen sehen. - aber da hat der Autor einen anderen Plan gehabt und mich am Ende noch einmal gut überrascht.Ich hoffe, dass die Storys von und mit Lene noch weitergehen werden. Das Leben auf der Insel ist sehr interessant und hat in diesen Büchern angenehm wenig mit dem Gehabe der Oberschicht zu tun, die diese Insel für sich reklamieren.Der Schreibstil des ganzen Buches war angenehm leicht, flüssig und sehr gut verständlich. Die ganze Zeit hatte ich beim Lesen ein wirklich großartiges Kopfkino vor meinem geistigen Auge. Ich habe mit Lene mitfühlen können und die Enttäuschung, die sie durchlitten hat, auch am eigenen Leib gespürt. - Dass hier auch mal so etwas wie Gefühle zwischen der Prota und einem Nebencharakter aufkommen, war interessant, aber hat mich persönlich nicht so wirklich interessiert. Man musste sehen, wo das alles noch hinführen sollte.Sehr interessant wurde hier die Rungholt-Story verwurstet. Einige Legenden, rund um den Untergang der Insel, stimmten überein und sind genau so überliefert, mit anderen wurde wieder sehr frei umgegangen. Bildhaft wurde das Ganze, indem Herr Thiel dann auch wirklich Storys mit eingebaut hat, die wirklich auf Rungholt in seiner letzten Zeit spielten. Das hat dem ganzen Buch noch einmal so eine gewisse Würze gegeben.Interessant war auch das wirklich real existierende sylter Problem mit dem bezahlbaren Wohnraum für Otto Normal. Es wurde eingebaut und zu einer Story verwurstet, wo ich mir durchaus vorstellen kann, dass das genau so passieren könnte. Diese Geldsäcke mit ihren "Visionen" schrecken vor keiner Natur oder der Wohnungsnot für Normalverdiener zurück. Die ganze Story war sehr kurzweilig und spannend. Hätte mich nicht eine Krankheit mit Fieber und Schlafsucht am Lesen gehindert, wäre das Buch auch in einem Nachmittag gelesen gewesen. - Nun ja, auf diese Weise hatte ich wohl länger etwas davon.In jedem Fall hab ich die ganze Zeit mit Spannung mitgefiebert, gerätselt und mich gefragt, wer sich so einen Huckauf macht, die Menschen zu täuschen und was das alles für einen Sinn haben soll. - Die Auflösung kam dann wirklich erst ganz am Ende. Und das mit einem riesigen Ruck.Ich kann dieses Buch wärmstens empfehlen. Ein Krimi im historischen Gewand mit einem großen Kopfkinopotential.