Kann man seine Vergangenheit wie die Haut einer Schlange jemals wirklich abstreifen?
Halb Psychothriller, halb modernes Märchen - das gruseligste norwegische Krimidebüt seit Jahren? ...
Worum geht's?
Eines Abends fassen Liv und ihre WG-Freunde Egil und Ingvar den verrückten Plan, eine Baby-Tigerpython zu adoptieren. Doch bald wird Nero zum Auslöser düsterer Ereignisse. Liv hält ihn in ihrem Zimmer und verfällt der Schlange zunehmend. Sie lässt Nero bei sich im Bett schlafen und beginnt, seine bedrohlichen Zischlaute wie eine unheimliche Sprache zu verstehen.
Auf 491 Seiten springt die Geschichte ständig zwischen 2005 und 2017 sowie den norwegischen Orten Ålesund und Kristiansund hin und her. Diese kontinuierlichen Zeitsprünge - nicht nur von Jahr zu Jahr, sondern auch von Monat zu Monat - waren für mich ganz schön herausfordernd und manchmal schwer nachvollziehbar. Zudem gibt es einen Haufen Charaktere, von denen viele, besonders Mariam, wenig sympathisch wirken. Das Ganze fühlt sich schnell überwältigend an.
Die Vielzahl an Namen wie Liv aka Mariam, Iben, Tor, Egil, Ingvar, Nero, Patrick, Anita, David, Shahid, Carol - und die Detektive Roe, Ronja, Birte und August - sorgen zusätzlich für Verwirrung.
Das Resultat?
Ein chaotisches Durcheinander, in dem ironischerweise die Schlange der einzige konsistente Erzähler bleibt.
Der Roman ist ein interessanter Mix aus Krimi, Psychothriller, Charakterstudie und surrealer literarischer Tiefe - mit starken Jo Nesbø-Vibes über Familiengeheimnisse, Wiedergeburt und das Erbe von Traumata.
Auch wenn mich die rohe Intensität und düstere Atmosphäre nicht konstant gepackt haben, treibt die eigenwillige Originalität der Story immer weiter an. Erst ab der Hälfte zieht das Tempo endlich richtig an. Originell? Absolut. Hat es Spaß gemacht? Leider nein.
3,5