Das Buch Mit Nachsicht von Sina Haghiri hat mir sehr gut gefallen.
Ich gebe zu, dass ich vor dem Lesen eine stärkere Auseinandersetzung mit dem Thema Wie kann ich mit Nachsicht an das Leben herangehen erwartet hatte. Diese Erwartung erfüllte sich zumindest im ersten Teil des Buches nicht. Nein, der Autor veranschaulicht stattdessen, wie sich Mitte des vergangenen Jahrhunderts ein so schlechtes Menschenbild etablierte. Das geschah durch berühmte Experimente, mit Büchern und Filmen, die er ausführlich und nachvollziehbar beschreibt.
Was ich dann toll fand, war, wie er darlegt, dass das immer nur ein Teil der Wahrheit war, dass der zweite Teil der Experimente oder der Auswertungen, der die gute Seite des Menschen zeigt, der Öffentlichkeit gar nicht so ins Bewusstsein gerückt wurde, sodass sie also nur diese negative Seite sahen und verinnerlichten.
Bei diesen Beschreibungen habe ich wirklich viel gelernt.
Später bringt er Beispiele aus seiner psychotherapeutischen Praxis und zeigt, wie wichtig es ist, das Gegenüber nicht nur eindimensional zu sehen und seine eigenen Themen in das Gegenüber hinein zu deuten, sondern zu sehen, dass es ein eigenes Individuum ist, dass seine eigenen Probleme und Gedanken hat.
An vielen Beispielen macht er deutlich, dass dieses mit Nachsicht herangehen kein Nachgeben ist und es auch nicht die eigene Position herabsetzt, sondern dass es einen eher erhöht und mit sich selbst versöhnt.
Das hat mir ganz besonders gut gefallen und das ist für mich auch der Wert des Buches.
Wir sollten also nicht mit Vorurteilen und Herabsetzung auf Menschen reagieren, sondern unbefangen auf sie zugehen und dann gegebenenfalls schauen, Was kann da die Ursache sein?, Wieso reagiert er/sie so und dann Nachsicht zeigen.
Wenn wir alle uns mit diesem Thema befassen und Nachsicht üben würden, wäre es bestimmt schöner auf unserer Welt. Ich empfehle dieses Buch ausdrücklich.