Ein Trauma ist eine Extremerfahrung - und gehört doch fast schon zum Alltag. Immer häufiger, so scheint es, wird der Begriff zu einer zentralen politisch-moralischen Kategorie. Was aber ist ein Trauma überhaupt, und was genau bedeutet es in ethischer Hinsicht?Werner Theobald verknüpft Trauma und Ethik in bislang einzigartiger Weise und erweitert damit sowohl die psychotraumatologische als auch die philosophisch-ethische Diskussion. Er entwirft ein neues Verständnis einer existenziellen Ethik, das er anhand aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen bespricht. Dabei werden auch Grundpositionen der modernen Philosophiegeschichte behandelt (von Descartes und Kierkegaard über Wittgenstein und Camus zu Sartre, Levinas und vielen weiteren), die zeigen, wie sich die Destruktivität erlittener Traumatisierungen auf das Selbst-, Sinn- und Weltverständnis auswirken kann.
Inhaltsverzeichnis
Ein Wort zum Geleit
Günter H. Seidler
Vorwort
1 Phänomenologie traumatischer Erfahrung
Die Abgründigkeit des Seins
Das verletzbare Selbst
Die Bedeutung von Bindung
Eine kleine Psychotraumatologie
2 Das Trauma der Moderne
Schöne Abgründe
Am Anfang war die Angst
Die Bodenlosigkeit des Ichs
Reflexion ohne Bindung
3 Traumatisierte Denker
Descartes (1596 1650) Fremdheit zwischen Ich und Welt
Kierkegaard (1813 1855) Trauma und Transzendenz
Heidegger (1889 1976) Sein und Selbst
Wittgenstein (1889 1951) Arbeit am Selbst
Camus (1913 1960) Das Gefühl der Absurdität
Sartre (1905 1980) Zur Freiheit verurteilt
Levinas (1906 1995) Mystik des Traumas
Jankélévitch (1903 1985) »Tanz auf dem Seil«
Bataille (1897 1962) »Die Welt verletzen!«
Pessoa (1888 1935) Dichter des Traumas
4 Traumatisiertes Denken
Seelische Trümmer
Leid, Ethik und Religion
5 Existenzielle Ethik
Ethik und Trauma
Ethik vs. Moral?
Gefühl der Verpflichtung
Existieren heißt »In-Beziehung-Sein«
»Selbst«-Sein
Existenzielle Kommunikation
»Was ist es, was eine Vergewaltigung so schrecklich macht?«
Bindung und Verbindlichkeit Das Geheimnis moralischer Haltung
6 Trauma und Gesellschaft
Amok und Terror
Macht und Ohnmacht
Neue Normalität
Primat der Ökonomie
Fehlgeleitete Prozesse der Moderne
Hoffnung auf eine neue Moral
Nachwort
Literatur