Franz Kafka gehört auch heute noch zu den bedeutendsten Autoren des 20. Jahrhunderts. Viele haben das ein oder andere Werk von ihm sicher als Schullektüre gelesen oder haben schon einmal von dem Käfer Gregor Samsa gehört. Kafkas Erzählungen, Kurzgeschichten, Romane und Briefe haben sogar einen neuen Stil geschaffen, den man "kafkaesk" nennt, was so viel wie "auf unergründliche Weise bedrohlich" bedeutet. Kafka ist einer der wenigen Autoren, die bis heute auch von einem internationalen Publikum gelesen werden. Denn seine Themen wie Außenseitertum, Ohnmacht, familiäre Probleme oder die Übermacht des Staates sind noch immer hochmodern. Ein Großteil seines Werkes erschien erst nach seinem Tod im Jahr 1924. Sein bester Freund Max Brod, der lebenslang an Kafkas Talent geglaubt hat, gab den Großteil seiner Texte posthum heraus. Wir haben Ihnen anlässlich seines hundertjährigen Todestages eine Liste der besten Bücher von und über Franz Kafka zusammengestellt, die man gelesen haben sollte.
1. Franz Kafka: Der Prozess
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Buch (gebunden)
Darum geht es: Grundlos wird Josef K. an seinem 30. Geburtstag verhaftet und verhört. Die Umstände sind grotesk, niemand kennt das Gesetz, und das Gericht bleibt anonym. Die "Schuld", erfährt Josef K., haftet ihm an, ohne dass er dagegen etwas tun könnte. Verbissen, aber erfolglos versucht er, sich gegen die zunehmende Absurdität und Verstrickung zu wehren, schlägt jede Warnung vor weiterer Gegenwehr in den Wind und wird schließlich ein Jahr später vor den Toren der Stadt exekutiert. Franz Kafka hat mit diesem Roman ein Jahrhundertwerk geschaffen, das auf beispielhafte Weise die wesentlichen Existenzfragen des modernen Menschen neu formuliert.

Darum lieben wir dieses Buch: "Der Prozess" beginnt mit dem berühmten Satz "Jemand mußte Josef K. verleumdet haben, denn ohne daß er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet." und ist eines der bekanntesten Bücher von Franz Kafka. Der Roman blieb unvollendet, ist aber trotzdem spannend zu lesen und zieht sofort in seinen Bann. 1914/15 schrieb Kafka daran und denkt man an den Aufstieg der Nationalsozialisten 20 Jahre später, liest sich diese Geschichte wie eine düstere Vorahnung totalitärer Machenschaften.
2. Reiner Stach: Die Kafka-Biographie in drei Bänden
Taschenbuch
Darum geht es: Reiner Stachs preisgekrönte Biographie über Franz Kafka liefert ein erzählerisch dichtes und farbiges Panorama der Lebenszeit des Prager Schriftstellers und zugleich die einfühlsame Studie eines außergewöhnlichen Menschen und Künstlers. Schon jetzt genießt die dreibändige, in insgesamt achtzehnjähriger Arbeit entstandene Biographie, die von "Die frühen Jahre" über "Die Jahre der Erkenntnis" bis zum abschließenden Band "Die Jahre der Entscheidungen" das Leben Franz Kafkas nachzeichnet, den Ruf eines internationalen Standardwerks, das die Möglichkeiten der literarischen Biographie neu ausgelotet hat.

Darum lieben wir dieses Buch: Der Literaturwissenschaftler Reiner Stach ist einer der renommiertesten Kafka-Biografen. Wer tief in die Lebensrealität und Gedanken von Franz Kafka eintauchen möchte, kommt um dieses Buch nicht herum. Zugegeben, 2000 Seiten sind viel, aber diese schöne Ausgabe eignet sich hervorragend als Geschenk für Kafka-Fans und alle, die es werden wollen.
3. Franz Kafka: Die Verwandlung
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Taschenbuch
Darum geht es: Als Gregor Samsa eines Morgens erwacht, muss er voller Schrecken feststellen, dass sein Körper sich in den eines großen Käfers verwandelt hat. Er findet keinen Ausweg aus seiner Situation und muss hilflos dabei zusehen, wie seine Familie sich Stück für Stück weiter von ihm entfernt. Waren sie zunächst vor allem finanziell auf ihn angewiesen, wird nun aus Zuneigung Abscheu. Und Gregor wird bewusst, dass seine Familie schon lange nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht war.

Darum lieben wir dieses Buch: Die Geschichte über den Käfer Gregor Samsa gehört neben "Der Prozess" zu Kafkas bekanntesten Werken. In wenigen seiner Texte sind so viele autobiografische Elemente zu finden, weswegen "Die Verwandlung" definitiv zu den Must Reads gehört. Wer sich für familiäre Machtverhältnisse und Psychologie interessiert, ist hier richtig.
4. Nicolas Mahler: Komplett Kafka
(1Bewertung)15
Buch (gebunden)
Darum geht es: Franz Kafka hat nicht nur Prosa geschrieben, er zeichnete auch leidenschaftlich gern: "Du, ich war einmal ein großer Zeichner", schrieb er 1913 halb ironisch, halb stolz an seine Dauerverlobte Felice Bauer über seine künstlerischen Ambitionen. Sein Zeichnen hätte ihn einst "mehr befriedigt als irgendetwas". Was liegt also näher, als ihn zu seinem Jubiläum mit einer Comic-Biografie zu ehren? Und dann auch noch von Nicolas Mahler, der einen ähnlich minimalistischen Zeichenstil pflegt? Auf unnachahmlich witzig-pointierte Weise setzt Mahler hier Kafkas Leben und Werk in Szene und schreckt dabei auch nicht vor den ganz großen Fragen zurück: Warum scheiterte Kafkas Plan, eine Reihe von Billigreiseführern zu schreiben? Wer verfasste die Fortsetzung eines seiner wichtigsten Werke, "Die Rückverwandlung des Gregor Samsa"? Und was hatte es mit der "weißen Sklavin" auf sich? Die Antworten und noch vieles mehr findet sich in Komplett Kafka.

Darum lieben wir dieses Buch: Wer sich Franz Kafka auf lockere und lustige Weise nähern möchte, dem können wir diese Comic-Biografie empfehlen. Der österreichische Comic-Zeichner Nicolas Mahler hat sich tief in den Kafka-Stoff eingearbeitet, denn er schafft es, das schwer zugängliche Werk auf denkbar unterhaltsame Weise zu verarbeiten. Große Leseempfehlung.
5. Franz Kafka: Briefe an Milena
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Taschenbuch
Darum geht es: "Briefe schreiben heißt sich vor den Gespenstern entblößen, worauf sie gierig warten. Geschriebene Küsse kommen nicht an ihren Ort, sondern werden von den Gespenstern auf dem Wege ausgetrunken..." Zu Beginn des Jahres 1920 hatte Franz Kafka Milena kennengelernt. Zwischen ihr und Kafka entstand eine sehr innige Freundschaft. Schon Kafkas Tagebücher haben uns die wirkliche Tiefe dieser Freundschaft gezeigt. Doch ahnen wir dort nur, was sich hier in diesen zum erstenmal veröffentlichten Briefen offenbart: ein Liebesroman, eine Orgie an Verzweiflung, Seligkeit, Selbstzerfleischung und Selbsterniedrigung.

Darum lieben wir dieses Buch: In wenigen Texten legt Kafka seine Gefühle so offen wie in seinen Briefen an Milena. Wer auf der Suche nach purem Herzschmerz - heute würde man das Ganze als toxische Heiß-Kalt-Spielchen bezeichnen - auf höchstem literarischen Niveau ist, sollte "Briefe an Milena" lesen.
6. Franz Kafka: Das Schloss
Taschenbuch
Darum geht es: Der Landvermesser K. kommt in einem winterlich stillen Dorf an. Sein Ziel: Das nahe und doch unerreichbare Schloss. Tiefer und tiefer verirrt sich K. im labyrinthischen Verwaltungsapparat des Schlosses und dem undurchsichtigen Beziehungsgeflecht im Dorf, bis nicht nur die Absichten der Dorfgemeinde, sondern auch seine eigenen immer fragwürdiger erscheinen. "Das Schloss" wurde Franz Kafkas letzter Roman. Eine rätselhafte Geschichte über die Unsicherheit des Individuums in einer immer undurchschaubarer werdenden Welt.

Darum lieben wir dieses Buch: Auch dieser Roman von Franz Kafka ist unvollendet geblieben. Das macht aber gar nichts, denn die Geschichte hat aufgrund ihres kafkaesken Gruselfaktors eine unglaublich große Sogwirkung. Themen wie eine undurchdringliche Bürokratie, Willkür und Fremdenhass sind leider auch heute noch aktuell und aufgrund der modernen Sprache fällt auch kaum auf, dass der Roman bereits 1922 verfasst wurde.
7. Peter-André Alt: Franz Kafka
(5Bewertungen)15
Buch (gebunden)
Darum geht es: Franz Kafka ist der wirkungsmächtigste Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Sein Werk gilt als Inbegriff des Dunklen, Mehrdeutigen, faszinierend Unheimlichen. Peter-André Alts fulminante Biographie stellt Kafkas Leben und seine literarische Arbeit in den Zusammenhang der großen kulturellen Strömungen zwischen 1880 und 1920. Sie präsentiert den Flaneur und den Einsamen, den Asketen und den Liebenden, den Ekstatiker und den Skeptiker, den Spezialisten des Schreckens wie den Meister der Ironie. Dabei verknüpft Peter-André Alt die Lebenserzählung mit höchst aufschlussreichen Interpretationen von Kafkas Werken, die deren psychologische Voraussetzungen durchdringen.

Darum lieben wir dieses Buch: Wem Reiner Stachs oben genannte Biographie in drei Bänden zu viel ist, dem empfehlen wir "Franz Kafka" von Peter-André Alt. Er ist Professor für Neuere Deutsche Literatur an der Freien Universität Berlin und hat für seine zweibändige Schiller-Biographie den Schillerpreis der Stadt Marbach erhalten. In seiner neuen Biographie seziert er Kafkas Leben und analysiert vor allem seine Rolle als Sohn, in der er immer unselbstständig blieb.
8. Franz Kafka: Die Verwandlung und andere Erzählungen
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Taschenbuch
Darum geht es: Kafkas Erzählungen sind nicht nur Schlüsseltexte der Moderne, sie verblüffen und faszinieren Leser auch heute noch. Die Auswahl enthält alle wichtigen Werke, Kafkas frühe Prosa um die Sammlung "Betrachtung", die großen Erzählungen "Das Urteil", "Die Verwandlung" und "In der Strafkolonie", die späteren Sammlungen "Ein Landarzt" und "Ein Hungerkünstler". Diese Texte sind alle von Kafka selbst zum Druck befördert worden. Auch die Veröffentlichung von "Ein Hungerkünstler" konnte noch von ihm in die Wege geleitet werden, ehe er am 3. Juni 1924 im Alter von 40 Jahren starb.

Darum lieben wir dieses Buch: Dieses Buch ist perfekt für zwischendurch, denn die insgesamt 44 Erzählungen von Kafka sind mal kürzer, mal länger. Vor allem für jene, die das erste Mal etwas von ihm lesen möchten, sind die Kurzgeschichten ein guter Einstieg. Mit seiner Erzählung "Das Urteil" hatte Kafka seinen literarischen Durchbruch, weswegen sie als besonders wichtig gilt.
9. Franz Kafka: Brief an den Vater
(177Bewertungen)15
Buch (gebunden)
Darum geht es: Franz Kafkas "Brief an den Vater" ist das ausführlichste Zeugnis, das er der Nachwelt hinterlassen hat. Er selbst nannte die mehr als hundert handbeschriebenen Seiten nur den "Riesenbrief". Kafka war bereits 36 Jahre alt und auf dem Höhepunkt seines literarischen Schaffens, als er Ende 1919 daran arbeitete - in dem verzweifelten Versuch, einer von Schmerz, Furcht und Distanz geprägten Vater-Sohn-Beziehung ein Gerüst aus nüchternen Worten zu bauen.

Darum lieben wir dieses Buch: Kafkas berühmter Brief an seinen Vater gehört zu seinen bedeutendsten Werken. Er gibt Einblicke in das komplizierte Verhältnis, das Franz zu seinem Vater Hermann zeitlebens gehabt haben muss. Wer sich für Psychologie und schwierige Familienverhältnisse interessiert, sollte dieses Werk lesen. Leider erreichte der Brief seinen Vater nie, er wurde in Franz Kafkas Nachlass gefunden.
10. Sebastian Guggolz: Kafka gelesen
(2Bewertungen)15
Buch (gebunden)
Darum geht es: "Kafka gelesen" versammelt 27 zeitgenössische Autorinnen und Autoren, die über ihr Verhältnis zu Franz Kafka und seinem Werk schreiben. Persönlich, künstlerisch, anekdotisch, bewegend oder lustig. Als Franz Kafka vor 100 Jahren starb, war die Welt eine andere. Doch bis in unsere Gegenwart des 21. Jahrhunderts haben seine Romane, Parabeln, seine Tagebücher und unvergleichlichen Briefe nichts von ihrer originellen oder verstörenden, berührenden und immer auch tröstlichen Wirkung eingebüßt. Im Gegenteil: Dass seine Werke, sein Leben und sein Blick auf die Welt gerade in dieser Gegenwart, in der wir leben, eine Menge über uns selbst erzählen und dass Franz Kafka für heute Schreibende ungebrochen ein Fixpunkt der Moderne ist, zeigt dieser Band.

Darum lieben wir dieses Buch: Es ist hochspannend zu lesen, inwiefern die Bücher von Franz Kafka zeitgenössische Autor:innen und bildende Künstler:innen beeinflusst hat. Der Literaturnobelpreisträger Jon Fosse sagt beispielsweise "Kafkas Dichtung ist schlicht und einfach eine Voraussetzung für meine eigene." Ein tolles Werk über Intertextualität und die weitreichende Bedeutung von Franz Kafka bis heute.