Filmpionier Julius Pinschewer (1883 1961) hat ab 1910 ein halbes Jahrhundert lang den deutschsprachigen Werbefilm geprägt. Er hat ein knappes Dutzend Firmen gegründet und geleitet und an die 700 unterhaltsame Werbefilme produziert.
Schon 1912 glänzt Pinschewer mit Trickfilmen für Markenartikler wie Maggi und Kupferberg. Nach dem Ersten Weltkrieg gewinnt er namhafte Filmkünstler wie Walter Ruttmann, Lotte Reiniger und Guido Seeber für Produktionen, die heute Klassiker des Werbefilms sind. Zur Gewinnung der Kunden setzt Pinschewer alle Schikanen der Trickfilmtechnik ein: Zeichentrick und Legetrick in verschiedensten Variationen, Silhouetten- und Puppenanimation, Scherenschnitt, diverse Kolorierungstechniken und Farbfilmverfahren stets ist Pinschewer ganz vorn mit dabei, wenn es um kreative und technische Innovationen im Werbefilm geht. DIE CHINESISCHE NACHTIGALL ist weltweit der erste Tonwerbefilm!
Anfang der 1920er Jahre steht Julius Pinschewer auch geschäftlich an der Spitze des deutschen Werbefilms: Jede Woche sehen rund vier Millionen Zuschauer seine Werbefilme, die exklusiv in über 800 Lichtspieltheatern vorgeführt werden. Nachdem er 1932 eine Hitler-Rede angehört hat, entschließt sich Julius Pinschewer zur Emigration. 1934 eröffnet er in Bern sein neues Atelier, mit dem er bis Ende der 1950er Jahre Werbetrickfilme produziert. 1948 wird Julius Pinschewer Schweizer Staatsbürger. Er wirkt an Filmretrospektiven und Ausstellungen mit, die ihn als Werbefilmpionier würdigen. Nach längerer Krankheit stirbt Julius Pinschewer am 16.4.1961 in Bern. Das Atelier wird geschlossen. Sein kreatives Lebenswerk gerät weitgehend in Vergessenheit.
Diese Auswahl der schönsten Filme aus der Produktion von Julius Pinschewer bietet eindrucksvolle Bildsequenzen seines Werks. Sie ist zugleich ein Kompendium zur Geschichte des Werbe- und Trickfilms in Deutschland und der Schweiz. Von der Suppenwürze bis zum Radio: Für fast alles, was das Konsumentenherz begehrte, warben seine Filme und ebenso für große Industrieausstellungen, für staatliche Institutionen und für Hilfsorganisationen. Pinschewer hat mit seinen Filmen nicht nur Dokumente der Zeit und der Werbung geschaffen. Seine reizenden Kurzfilme können auch heute ein großes Publikum begeistern.
Inhaltsverzeichnis
Stummfilme (52 Min.)
mit Musikbegleitung (Einspielung Marie-Luise Bolte, 2010)
Die Korsett-Anprobe (1910)
Die Suppe (1911)
Tanz der Flaschen [Maggi] (1912)
Tanz der Flaschen [Kupferberg] (1912)
Sekt-Zauber (1912)
Der Nähkasten (1912)
Der Zahnteufel (1915)
Ein neuer Dreibund. Filmkomödie (1918)
Der Schreiber und die Biene (1918)
Der Sieger. Ein Film in Farben (1921)
Khasana das Tempelmädchen (1923)
Am Nil (1921)
Das Wunder. Ein Film in Farben (1922)
Die Barcarole (1924)
Die Geschichte vom Schokoladenkaspar (1926)
Der Aufstieg
Film [KIPHO] (1925)
Im Filmatelier (1927)
Tonfilme (77 Min)
Die chinesische Nachtigall (1928)
Kirmes in Hollywood. Ein Puppenspiel (1930)
Tres Caballeros
Spiel im Schaum / Giochi nella schiuma (1938)
Die Schmierkobolde (1936)
Die drei Bäume (1938)
Spiel der Wellen [II] (1939)
Schweizer Symphonie (1939)
Kampf dem Hunger (1941)
Paradisia (1941)
Die kleine Kartoffel (1941)
Krachnuss (1948)
King Coal (1948)
Bouquet (1952)
Präzision (1952)
Das schwache Entlein / Le Caneton débile (1955/56)
Wer will gute Kuchen backen (1958)
Globi s gutes Herz (1950)
Jean-Jacques Hauswirth 1808-1871 (1952)
Extras (insges. 40 Min.)
Das Lämmchen (1930)
d' Bärnertracht (1955)
Beim Trickfilm-Zauberer (1949)
Willie Does His Stuff (1948/49)
Schokoladenliebe (1922)
Dokumentarfilm "Nitrospektive" (24 Min.)