Als Österreicherin habe ich Angela Merkel wohl nicht jene Aufmerksamkeit geschenkt, wie ihre deutschen Landsleute. Vor allem ihr Leben bevor sie zur ersten Bundeskanzlerin Deutschlands gewählt worden ist, war mir bislang nur in sehr groben Zügen bekannt. Aufgewachsen als Tochter eines Pfarrers in der DDR, Physikerin und nach der Wende Politikerin der CDU/CSU, oftmals als Kohls Mädchen und wenig später als Mutti tituliert, was für mich nicht sehr wertschätzend klingt. Deshalb war ich gespannt auf ihre Erinnerungen und wurde nicht enttäuscht.
Das Buch ist in fünf Teile mit zahlreichen Kapiteln gegliedert:
Ich wurde nicht als Kanzlerin geboren
Ein demokratischer Aufbruch
Freiheit und Verantwortung
Deutschland dienen (I)
Deutschland dienen (II)
Zusätzlich gibt es zahlreiche Fotos.
Das Buch liest sich gut. Natürlich ist es eine sehr persönliche Geschichte. Trotzdem berichtet Angela Merkel sehr sachlich und ohne große Ressentiments über ihr Leben. Selbst über den Mauerfall erzählt sie ohne große Emotionen oder Pathos. Dass sie, im Nachhinein betrachtet, einiges anders machen hätte sollen, wird auch angedeutet. Aber, es ist wie es ist. Zum Zeitpunkt der Entscheidung, war (vermutlich oft) wenig Spielraum.
Gut gefallen hat mir der leichte Plauderton, den Angela Merkel in ihrer Autobiografie einschlägt. Nicht immer geht sie chronologisch vor. Über ihr Privatleben erzählt sie wenig. Man erfährt nur, was man ohnehin weiß. Privates bleibt privat - das ist ihr gutes Recht, diesen Teil ihres Lebens nicht in der Öffentlichkeit auszubreiten.
Fazit:
Eine gelungene Autobiografie der ersten Bundeskanzlerin Deutschlands, der ich gerne 4 Sterne gebe.