Als begeisterte Leserin von Volker Kutscher freute ich mich auf eine Autorin, die deutsche Geschichte ähnlich stimmungsvoll und kriminalistisch, aber zur Kaiserzeit angeht. Leider wurde ¿Der eiserne Sommer¿ nicht ganz meinen Erwartungen gerecht. Mehr dazu weiter unten.Das Buch spielt 1914 in München. Monarchie, Militär und die feine adlige Gesellschaft dominieren (noch) die Gesellschaft. An der Isar wird ein Toter gefunden, der allem Anschein nach betrunken gestürzt ist ¿ eigentlich ein Routinefall für Kommissär Reitmeyer.Seine Jugendfreundin Caroline von Dohmberg, die als Ärztin in der Pathologie aushilft entdeckt jedoch schnell, dass beim Toten durch einen Medulastich nachgeholfen wurde. Kurz darauf taucht ein weiterer Toter auf und als Reitmeyers Ermittlungen auf Beteiligungen aus der Schwulenszene und dem Militär deuten, wird die Sache brenzlig, denn dort verkehrt auch Carolines Bruder¿Eigentlich gelingt es der Autorin, eine tolle Stimmung zu erzeugen. Man taucht förmlich ein in den damaligen Alltag, kann den Bayerischen Defiliermarsch schon fast hören: Stattliche Offiziere, fesche Madln, dazu noch unsere prachtvolle Landeshauptstadt und ein paar veraltete Begriffe ¿ mei, is des schee! Wenn da nicht nur die vielen Konflikte und Probleme wären! Armut in den Hinterhöfen, aufständlerische Arbeiter, Erpressung, homosexuelle Umtriebe (und dann auch noch im Militär!), jüdische Wucherer und schließlich auch noch Frauen, die sich emanzipieren wollen!Es sind so viele Themen, die untergebracht werden wollen. Einfach zu viele: Die Storyline leidet! Viele tolle Ansätze werden einfach unterbrochen und ein anderer Handlungsstrang wird weitererzählt. Klar müssen bei einem Krimi auch mal Spuren im Sand verlaufen dürfen, aber die ständigen Sprünge und Wendungen haben mich beim Lesen stellenweise eher verwirrt, als dass sie unerträgliche Spannung aufgebaut hätten. (Ich musste des Öfteren zurückblättern um Personen oder Geschehnisse nachzugucken, das ist schon ein schlechtes Zeichen¿) Die vielen Geheimnisse, die jeder der Protagonisten mit sich herumschleppt und das ständige gegeneinander arbeiten behindern das Vorankommen der Handlung noch zusätzlich.Schade, die Spannungen zwischen Polizei und Militär sowie die Mauscheleien der Ministerien hätten einen tollen Politkrimi ergeben können. Mir war das Buch aber zu dokumentarisch.