Bangalore. Der Mord an einem vermögenden Anwalt ruft Inspector Gowda auf den Plan. Das ist sein Job, und er wird den Fall lösen, egal, wem er dafür auf die Füße treten muss. Im Zuge der Ermittlung rücken Umstände in den Blick, die verschiedenste Facetten der indischen Gesellschaft berühren. Doch dann wird die berufliche Fähigkeit des Inspectors plötzlich im Privaten gebraucht und bei diesem Fall läuft Gowda die Zeit davon.
Inspector Gowda, Mordermittler in Indiens drittgrößter Stadt Bangalore, soll die vermisste Tochter seiner Haushaltshilfe suchen. Zugleich verlangt ein komplizierter Mordfall seine ganze Aufmerksamkeit: In einer gut bewachten Gated Community wurde ein reicher Anwalt erschlagen. Beide Aufgaben sind ihm wichtig, für beide braucht er reichlich Vitamin B. Inspector Gowda hadert täglich mit seiner Ohnmacht im Großen und seiner Inkonsequenz im Kleinen wie dem Umstand, dass er seine Ehefrau betrügt, seiner Geliebten nicht gerecht wird, seinem Sohn entfremdet ist. Aber wenn es ums Ermitteln geht, macht Borei Gowda keinerlei Kompromisse
Für »Gewaltkette« recherchierte Anita Nair zwei Jahre lang und arbeitete bei der Sozialarbeits-NGO BOSCO mit, was zu den härtesten Erfahrungen ihres Lebens beitrug. Nair packt mit ausgefuchsten Genre-Mitteln und starker, eindringlicher Prosa ein schreckliches Thema an Kinder als Ware. Trotz tiefster Empathie bleibt ihre Schilderung konkreter Gewalt stets zurückhaltend, frei von Voyeurismus und Pathos. Das ist große Literatur, sinnlich und düster, ganz dicht am realen Leben, voll erzählerischer Wucht: Verwoben mit der Ermittlung rücken faszinierende Handlungsstränge ins Bild, Facetten einer hochmodernen, aber kolonial tradierten, auf ethnischen und Kastenvorurteilen aufgebauten Gesellschaft mit krassen Hierarchien, zutiefst patriarchalen Normen und blühendem Raubtierkapitalismus: das urbane Indien heute.