In seinen Kurzgeschichten vermag Tschechow Momentaufnahmen aus dem Leben zu skizzieren und so eindrücklich und lebhaft zu vermitteln, dass der Leser sich in die verschiedensten Lebenssituationen und Menschen im Russland des späten 19. Jahrhunderts versetzt sieht. Bei Tschechow kommen Charaktere jeder sozialen Schicht und Berufsgruppe, jeden Alters und jeder Lebenslage zu Wort - der studierte Arzt schöpft dabei aus seinem Umgang mit Patienten und seinen zahlreichen Reisen. Neben einer Auswahl an Humoresken der frühen 1880er Jahre, in denen man den typisch scherzhaften Ton Tschechows antrifft, sind auch tragische und dramatische Erzählungen seiner späteren Schaffensphase vertreten und geben einen Einblick in die Facetten seines literarischen Werkes.
Anton Tschechow schrieb nicht einen großen russischen Roman à la Tolstoi oder Dostojewski - er schrieb über 250 kleine Erzählungen und beherrschte die Kunst der Kurzgeschichte wie kaum ein anderer. Er gilt damit zu Recht als Meister der russischen Short Story. Dem scherzhaft-ironischen, elegant-klaren Stil seiner Miniaturen, Anekdoten und Alltagsbeobachtungen, dem typischen »Tschechow-Ton«, liegt die unterhaltsame und doch bedeutungsreiche Leichtigkeit besonders seines frühen Erzählwerks zugrunde. Hauptberuflich tätig als Arzt, nutzte er die Erfahrungen im Umgang mit seinen Patienten für seinen zweiten Beruf, den er nicht minder leidenschaftlich ausübte: »Die Medizin ist meine gesetzliche Ehefrau, die Literatur - meine Geliebte. Wenn mir die eine auf die Nerven fällt, nächtige ich bei der anderen. Das ist meinetwegen unanständig, aber dafür nicht langweilig.«
»Einer der wenigen Schriftsteller, die man, ähnlich wie Dickens oder Puschkin, immer wieder von neuem Leben kann.« Lew Tolstoi