Genuss steht an erster Stelle, Manako Kajiis Leidenschaft für Butter ermöglicht es der jungen Journalistin Rika, mit dieser - einer vermeintlichen Serienmörderin - in Kontakt zu treten.
Ein ganz anderer Roman, ein nicht alltägliches Thema hat mich neugierig werden lassen. Ja, das Kulinarische steht oft im Mittelpunkt von interessanten Geschichten. Butter jedoch in seiner Einzigartigkeit ist mir so noch nicht untergekommen. Mit all den Köstlichkeiten verführt werden nicht nur die Männer - die Sinnlichkeit des Essens steht im Vordergrund.
Ausschließlich über ihre Kochkünste will sie reden - Manako Kajii. Bisher war es niemandem gelungen, an sie heranzukommen. Rika umschmeichelt sie, würde sich freuen, sie kennenzulernen, sich über all die herrlichen Speisen mit ihr auszutauschen. Es gelingt ihr tatsächlich. Sie trifft auf eine selbstbewusste Frau, die reihenweise die Männer betörte.
Zwei Frauen, die sich annähern. Genuss steht für die eine schon immer ganz weit vorne, die andere will sich eher ernähren, ihre Top-Figur erhalten. Kein Gramm zuviel darf es sein, eher einige zu wenig. Der auch in Japan übertriebene Schlankheitswahn ist bestens eingebettet in all die buttrigen Exzesse. Der Lebensstil ist geprägt von gesellschaftlichen und beruflichen Zwängen, die Zeit ist sehr begrenzt. Der Stellenwert der Frau wird thematisiert, sie muss sich viel zu oft hintanstellen, die Männer haben den Vortritt. Emanzipation ist in dieser patriarchalen Gesellschaft noch nicht richtig angekommen.
Den Roman habe ich gerne gelesen, mich mit dem Lebensstil von Rika auseinandergesetzt, dem ganz anderen Lebensentwurf ihrer Freundin Reiko zugesehen, Manako Kajiis Gaumenfreuden gelauscht, habe über die japanische Gesellschaft so einiges erfahren und war in der eisigen Kälte Tokyos unterwegs. Das alles hat mich beeindruckt, was mich aber so gar nicht mitgenommen hat waren die gelben Pfützchen, die allzu buttrigen Genüsse. Auch ich ziehe Butter der pflanzlichen Variante vor, käme jedoch nie auf die Idee, diese in den Vordergrund zu stellen.
Für mich hätte es etwas weniger Butter sein sollen, dieser kulinarische Teil war für meinen europäischen Gaumen kein Genuss. Der gesellschaftskritische Blick hingegen mit all seinen Facetten ist gelungen, hier war ich ganz dabei und letztendlich überwiegt dieser Aspekt doch und Butter ist für mich eher ein Synonym für all die herrlichen, genussvollen Erlebnisse, europäisch geprägt.