Das Leben von Anna und Max Gavalda könnte eigentlich nicht schöner sein. Anna erwartet das gemeinsame Kind, sie leben idyllisch in einem Haus am Starnberger See. Doch das Böse hat Einzug gehalten. Die 16jährige Tochter Katharina hat das zweite Gesicht und immer wieder unheimliche Visionen. Auch Anna kann ihrer schrecklichen Vergangenheit nicht entkommen. Sie wäre fast das Opfer eines Psychopathen geworden. Und dann ist da noch der junge Baan, das personifizierte Böse, der das Unheil immer näher bringt.
Jedes Mal wenn ich ein Buch von Astrid Korten in den Händen halte frage ich mich, wird es ihr wieder gelingen mich zu überraschen? Und jedes Mal muss ich diese Frage erneut mit Ja beantworten. Mit Lilith ist dies in einer Art und Weise gelungen, die mich regelrecht erschaudern lässt. Je böser die Bücher werden, desto faszinierender wirken sie auf mich.
In ihrem neuen Roman lässt uns Astrid Korten so tief in den Abgrund blicken, dass ich fast Angst vor mir selbst bekommen habe. Denn, wie unheimlich es auch ist, genau diese Art Bücher mag ich.
Astrid Korten füttert uns Leser immer nur mit kleinen Häppchen, das treibt die Spannung fast bis ins Unerträgliche. Sie lässt uns zappeln und hoffen, dass sich irgendwann doch alles wieder zum Guten wendet. Aber das tut es selten in ihren Büchern. Der Leser wird nahe an seine äußersten Grenzen gebracht. Ich hatte die ganze Lektüre hindurch ein ganz ungutes Gefühl und immer eine leichte Gänsehaut. Was natürlich dazu führt, dass man das Buch gar nicht mehr weglegen mag. Aber dann steckt man in einem Dilemma, denn je schneller man liest, desto schneller ist das Buch zu Ende. Und das will man bei Astrid Kortens Büchern gar nicht. Man möchte ewig weiter lesen, diesen unstillbaren Nervenkitzel für immer spüren. Aber es ist nicht nur der spannende Schreibstil, der diese Schriftstellerin auszeichnet, es ist vor allem die akribische Recherche. Jedes Thema wird bis ins kleinste Detail durchleuchtet und macht den Reiz ihrer Bücher aus. Auch bei Lilith ist sie so tief in die Materie eingedrungen, dass sogar ich, die ich mit Geisterdingen und zweitem Gesicht so rein gar nichts am Hute hat, die Ereignisse hier gut nachvollziehen und glauben konnte.
Das Buch ist außerordentlich spannend und sehr lesenswert. Wie immer bei Astrid Korten, aber nicht für zartbesaitete Gemüter geeignet.