Ein Seemann ohne Papiere wird erst von der Bürokratie davongetreten und dann auf einem Höllenschiff endgültig verurteilt
Matrose Gale hat sein Schiff verpasst und steht ohne Alles da, auch ohne Papiere, die sind noch auf dem Schiff. Der aus New Orleans stammende Seemann kann ohne sein Seemannsbuch nicht auf anderen Schiffen anzuheuern. Auch an einen neuen Pass kommt er nicht ohne sich irgendwie identifizieren, bzw. ausweisen zu können. Nun wird Gale erstmal von einem europäischen Land ins Nächste abgeschoben. Er gilt als staatenlos, kann nirgends arbeiten oder langfristig bleiben. Erst auf der extrem heruntergekommenen Yorikke kann er anheuern. Hier wird nach keinem Buch nach keinem Ausweis gefragt. Aber verlassen kann er das Schiff ohne Papiere auch nicht mehr.....Der Autor lässt seinen einfachen, aufrechten Seemann eine schier unendliche Odyssee quer durch Europa erleben. Kein Land will ihn aufnehmen, kein Konsul ihm Ersatzpapiere ausstellen, schließlich kann er ja nicht beweisen Amerikaner zu sein. Von Land zu Land wird er abgeschoben, mehrfach heimlich, er soll sich nur nicht erwischen lassen. Natürlich wird er doch erwischt und das Spiel geht von Vorne los. Als er dann letztlich doch noch auf einem völlig heruntergekommenen Schiff anheuern kann, muss er den dreckigsten und schwersten aller Jobs erledigen. Er wird Kohlenzieher und schuftet zusammen mit einem Kollegen bis zum Umfallen. Aber ohne Papiere kann er das Schiff auch nicht mehr verlassen und so wartet er nur noch auf den Moment, in dem die Yorikke untergeht. Traven gelingt es die schier unglaubliche Situation irgendwo zwischen Dramatik, Tragik und Komik anzusiedeln, aus einem einfachen aufrechten Mann einen Streuner ohne Verschulden zu machen. Und als er dann endlich scheinbar eine Chance bekommt, der Ausweglosigkeit ein Stück weit zu entkommen, muss er gemeinsam mit Anderen fast wie Sklaven arbeiten, wird ebenso schlecht ernährt und eigentlich nicht bezahlt. Travens Kritik an Staatenwesen und Bürokratie, Betrug und Ausbeutung ist nur allzu deutlich. Um so erschreckender ist eigentlich die Aktualität des nicht ganz 100 Jahre alten Büchleins. Mein Fazit: Nachdem ich mich an die etwas umständliche und raue Ausdrucksweise des Buches gewöhnt hatte, schlug mich die Geschichte schnell in Ihren Bann. Schlimmerweise fühlte ich mich nur allzusehr an so manche heutigen Problematiken erinnert. Geradezu erschreckend, dass ein so altes Buch so präsent ist. Von mir eine klare Leseempfehlung!