Der erste Fall des deutsch-serbischen Autorenteams führt nach Belgrad, wo zwei Soldaten einer Eliteeinheit tot aufgefunden wurden (das Buch basiert übrigens auf einem wahren Fall, was den Inhalt zusätzlich brisant macht). Offiziell geht man von Selbstmord bzw. einer obskuren Sekte aus, aber der Anwalt der Hinterbliebenen ist anderer Ansicht. Zufällig ist der engagierte Anwalt befreundet mit Milena Lukin, einer Wissenschaftlerin am Institut für Kriminalistik und Kriminologie, die mit Kind, Mutter und Katze in einer kleinen Wohnung lebt und gerade darum bangt, dass ihr Arbeitsvertrag verlängert wird. Die bodenständige Protagonistin schlägt sich mit ganz normalen Alltagssorgen (wenn auch in serbischer Fassung) und deutschem Ex-Mann herum und war mir von Anfang an sympathisch. Auch die Personen in ihrem Umfeld kann man sich gut vorstellen.Das Buch ist genauso wenig aufdringlich wie die Protagonistin, es ist gut geschrieben, liest sich eher ruhig, fast bedächtig, aber geradlinig und immer wieder interessant. Der Leser bekommt einen vielfältigen ersten Einblick in die serbische Kultur und Geschichte. Die Aufarbeitung der Vergangenheit spielt ebenso eine Rolle, ohne dass der Roman zu trocken wird, denn es gibt genug authentischen Alltag. Zitat: "Die Vergangenheit bahnte sich immer wieder einen Weg, suchte sich kleine Kanäle und sickerte in die Gegenwart, wie von oben Nachbars Badewasser." Tatsächlich kommt gleich ein gleichgültiger Handwerker zu Milena ins Badezimmer.... Ab der Mitte des Buches wird es dann immer spannender, auch wenn man die Fäden langsam zusammenlaufen sieht. Das Ende ist nicht befriedigend, aber realistisch. "Kornblumenblau" ist kein kreischender Pageturner, was in diesem Fall positiv zu sehen ist. Gerne würde ich noch mehr Fälle von Milena Lukin lesen.