Mit "Das Unrecht von Inverness" hat Douglas Skelton erneut einen Highland-Krimi um die Reporterin Rebecca Connolly aus Inverness geschrieben, die ich erstmal bei "Grab in den Highlands" kennengelernt hatte. Auch hier gibt es wieder viel Schottland-Atmosphäre und so manchen Rückblick auf vergangene Clanstreitigkeiten und die Kämpfe zwischen den Hochlandschotten und den Engländern, die bekanntlich bis in die Gegenwart nachwirken.Rebecca Connolly hat hier mit einem Stalker aus der rechtsextremen Szene und der andauernden Feindseligkeit der Matriarchin eines kriminellen Clan zu tun, die ihr die Schuld am Tod eines ihrer Söhne gibt. Trotzdem findet sie die Energie, mit ihren Recherchen die Hintergründe eines möglichen Justizirrtums in Angriff zu nehmen: Seit nunmehr zehn Jahren sitzt James Stewart hinter Gittern. Er wurde als Mörder seines wesentlich älteren Liebhabers, eines Anwalts und Aktivisten verurteilt. Seine Mutter glaubt an seine Unschuld - und auch die Schwester des Mordopfers ist überzeugt, dass James nicht der Täter gewesen sein kann.Rebeccs recherchiert, wer sonst noch ein Interesse am Tod des Anwalts gehabt haben könnte, doch ausgerechnet ein Toter bringt ihre Ermittlungen schließlich voran. Wie der Plot dann schließlich aufgerollt wird, das soll hier nicht verraten werden. Skelton schildert auf einer zweiten Erzählebene aus der Ich-Perspektive die Gedanken eines jungen Mannes hinter Gittern, und auch hier wartet am Ende eine Überraschung auf die Leser.Skelton jongliert gekonnt mit atmosphärischen Schilderungen, mit Gangstern und Anwälten, mit ungesühntem Unrecht, Rache, Loyalität und Auseinandersetzungen die seit den Tagen der Highlander nichts an Gewalt und Heftigkeit eingebüßt haben. Dabei gibt es märchenhaft-poetische Elemente in ganz unerwarteten Zusammenhängen.Geholfen hat mir beim Lesen, dass ich bereits den Vorgängerband kannte, doch auch für sich gestellt ist "das Unrecht von Inverness" sicher gut verständlich. Nur die Dynamik zwischen einzelnen Protagonisten gewinnte mehr Tiefe, wenn man die Vorgeschichte kennt. Ganz nebenbei geht es einmal mehr um die Lage des Journalismus in tiefer wirtschaftlicher Krise und die Anfeindungen gegen Journalisten, die als unbequem gelten und die ähnlich düster wie ein schottisches Hochmoor an einem späten Novembernachmittag ist. Mich hat "das Unrecht von Inverness" überzeugt.