Eine absolute Leseempfehlung für stille Stunden mit einem guten Ostfriesentee am Kamin !
Wer Ruhe liebt, Einsamkeit, das weite Meer, die Nordsee und Vögel - der ist hier genau richtig.Ein unaufgeregt - spannendes (gibt es das überhaupt? Ja, gibt es !) Buch vom Inselvogt auf Memmert. Man erfährt zuerst einmal, was ein Inselvogt überhaupt ist und was er so den ganzen lieben langen Tag auf seiner Insel ganz alleine - nein, natürlich mit manchmal mehr als 150.000 Vögeln - so macht.Es ist eine sympathische Erzählung, und man taucht immer tiefer ein in die (Gedanken)-welt von Enno Janßen. Es ist wahrhaft kein Krimi, und man kann nach der Lektüre prima schlafen, dennoch fand ich es spannend so viel über die Vögel zu erfahren - und das, obwohl ich mich nicht als ausgesprochenen Vogelfreund bezeichnen würde. So weiß ich nun, dass der Löffler die besten Manieren hat und dass es Vögel gibt, die ordentlicher sind als andere, zum Beispiel hinterlassen Eiderenten "kein Fitzelchen Müll" in ihren Nestern und kleiden diese mit viel Sinn für Schönheit mit weichen Daunen aus. Während es bei den Kormoranen durchaus welche gibt, die sämtlichen Müll in ihre Nester einbauen: Taureste, Plastikfetzen und dazu wahllos Äste und Zweige - nichts mit Schönheit im Sinn (wobei man wohl sagen muss, dass es auch hier Ausnahmen gibt, also werden sozusagen "Villen und Baracken nebeneinander" gebaut).Das Wetter ist ebenfalls ein großes Thema - denn Wind und Wasser bestimmen den ganzen Tages-, Jahres-, ja Lebenslauf des Inselvogtes, aber auch der Insel. So kommt die Sandinsel Kachelot der Insel Memmert immer näher und beide werden wohl verschmelzen. Und im Ausblick gibt uns Janßen noch mit aus den Weg, dass es wohl in vielen Jahren einen Komplex "Kachelot- Memmert - Juist" geben wird. Und warum, das erfährt man natürlich auch im Buch.Man sieht: durchaus spannend, wenn man sich für die Natur und Naturgewalten interessiert.Ein bisschen philosophisch ist es auch - und so hier zum Abschluss mein Lieblingszitat von Enno Janßen aus dem Buch (Seite 40):"... Eine endgültige oder verbindliche Form gibt es nicht, weder für meine Insel noch für mich. Alles ist hier vorläufig, denn Stillstand ist im großen Schöpfungsplan nicht vorgesehen, und Perfektion widerspricht dem Grundgedanken des Universums. Vollkommenheit ist trotzdem möglich, aber nur für die Dauer eines Augenblicks - und nur für den, der sich bereitwillig mit allen Sinnen auf dieses große Provisorium einlässt. Das eine, wie das andere kann man auf Memmert lernen...."Ja, so ist es. Immer wieder einlassen.Eine absolute Leseempfehlung für stille Stunden mit einem guten Ostfriesentee am Kamin !