Der vorliegende Roman ist der letzte Teil der Trilogie der ,Drei Städte': ,Lourdes', ,Rom', ,Paris'. Er hängt eng mit den beiden vorausgehenden Werken zusammen.
Die Städte-Trilogie ist insgesamt ein kontinuierlicher Entwicklungsroman; er beschreibt fortlaufend in drei Etappen die innere Wandlung und Entfaltung eines religiösen Menschen in der modernen Gesellschaft und zeichnet an den entscheidenden Leidensstationen Pierre Froments den Weg zu einer höheren Erkenntnis auf. Und doch ist jeder Teil des großen Triptychons ein in sich geschlossenes Werk, das dem Leser auch als Einzellektüre zugänglich ist, da der Held sein Wegziel jedes Mal von einer anderen Seite zu erreichen sucht und jeder Band zu Anfang in ergänzender Rückschau den bisher durchschrittenen Entwicklungsweg wieder aufnimmt. Zola erhebt darin sein Thema aus dem Elendsmilieu seiner Anklageromane zu weiteren, umfassenderen Fragen. Er will dem Christentum seinen ursprünglichen sozialen Sinn zurückgeben und aus einer erstarrten Glaubensform mit ihrer düsteren, passiven Jenseitserwartung in ein tatenfrohes, vernunftgelenktes Diesseitsreich der sozialen Brüderlichkeit hinüberleiten. In ,Paris' führt er schließlich den jungen Priester auf die höchste ihm erreichbare Stufe seiner geistigen Entwicklung, und zwar vor dem Hintergrund einer Gesellschaft, die, wie die alte katholische Vorstellungswelt, ihrem Untergang entgegengeht.
Wie Pierre Froment in ,Lourdes' den Missbrauch des gläubigen Herzens durch den ,Wunder'-Kult gesehen, wie er in ,Rom' den Missbrauch der Macht durch das verweltlichte Papsttum mit seinem Streben nach der Universalherrschaft erfahren hatte, so erlebt er in ,Paris' den Missbrauch der Demokratie durch die bürgerliche Gesellschaft, der alle menschliche Güte und Nächstenliebe erdrückt. Das Versagen der kirchlichen und weltlichen Institutionen vor dem sozialen Elend kennzeichnet die Etappen seines Passionsweges. Als letzte Konsequenz legt er die Soutane ab und trat am Ende des Romans in einen gefühls-sozialistischen Ideenkreis über, in der Überzeugung, dass die soziale Not allein durch organisierte Gerechtigkeit zu beheben sei. Der Gerechtigkeit im Kampf gegen die Barmherzigkeit zum Siege zu verhelfen, das ist sein dritter Versuch. Zola lässt es bei dem Versuch bewenden. Doch führt er Pierre jedenfalls aus dem Chaos seiner Glaubenssuche und dem Nichts seines ausgebrannten Herzens mit einem festen Diesseitsziel ins tätige Leben zurück.