Felisberto sitzt am Feuer als sich ein Zuhörer zu ihm gesellt. Wir stellen uns vor, dass es sich um den Autor handelt, Henning Mankell. Seine Anfangsworte im Buch "Die flüsternden Seelen" besagen, dass er 25 Jahre für das Werk gebraucht hat, und das für etwa 250 Seiten. Er schreibt auch selbst, dass es vielleicht gerade deshalb so kurz geworden ist. Aber diese wenigen Worte reichen aus, um sehr kompakt aus der Sicht der Familie von Felisberto und ihm selbst über die Überheblichkeit des Weißen zu berichten, wie er in die Welt des schwarzen Kontinents eingedrungen ist, um seine Werte, seine Lebensweisen, seinen Glauben regelrecht hinein zu prügeln, um letztendlich doch zu scheitern. Der Weiße, der es nie verstanden hat sich auf diesen Kontinent einzulassen, die Kraft, die von diesem ausgeht und in alle Bereiche des Lebens eindringt. Und wie bei so manchem Machthaber dieses Kontinents einzig die Verderbtheit des Weißen an ihnen hängen geblieben ist.Felisberto versucht die Erfahrungen seiner Familienmitglieder weiterzugeben, auf das sie künftigen Besuchern seiner Welt und auch umgekehrt einen positiven Einfluss nimmt. Von Müttern, Schwestern, Nichten und Neffen, meist in bitterster Armut, manchmal verkrüppelt, Onkeln und Tanten, die ihre Wege suchen aber nicht immer finden. Zu Geistern geworden und doch nicht schlafen können, sich sorgend um ihre Nachkommen kümmernd, und alle stammen sie von Samima, ihrer Stammesmutter, ab. Diese Stammesmutter wird über 300 Jahre alt, um anschließend als Geist zu wirken, oft befragt, manches mal überhört.Die Kapitel sind unterschiedlich lang, greifen aber immer irgendwie ineinander über. Sie überspringen Zeitlinien, kommen zurück zum Ursprung, um im nächsten Moment doch wieder Jahrzehnte später stattzufinden. Und immer wieder schließt sich der Kreis, jeder ist mit jedem irgendwie verwandt oder man traf sich zu anderen Gelegenheiten.Wie unergründlich doch der schwarze Kontinent ist, zeigt vor allem die Geschichte von Dom Estefano und Dona Elvira, die wir bei ihren letzten Tagen in Afrika begleiten. Sie wollen flüchten vor den Befreiern, bevor sie, als ungebetene Gäste, besser noch Herrscher, schlimm bestraft werden könnten. Felisberto ist ihr Diener. In den Sätzen klingt die Verzweiflung Dom Estefanos auf, Felisberto einfach nicht verstehen zu können, ihn und seine Welt. Dass es ihm wohl nie gelingen wird, wird ihm jetzt bewusst, kurz bevor er ihre Welt verlassen will. Mankell erzählt, wie Dom Estefano nach Afrika gekommen ist, seine Frau kennenlernt, ihr Priester Raul verrückt wird und er trotz sein Nichtverständnisses gegenüber der afrikanischen Seele Dom Estefano doch Trost bei einer der "Töchter" Samimas sucht.Felisberto aber wundert sich, wie die Weißen sich so einschränken können, auf Geister, die ihnen doch bei allen Lebenslagen behilflich sein können zu verzichten, ihre Lebensweise bleibt auch ihm und den anderen Verwandten fremd. So wie für Lukas, der sein Glück im angeblichen Paradies, in Europa, sucht und verzweifelt. Wie von Marta, die vergeblich vom Geist Samimas gewarnt wird und durch eine Hinterlassenschaft der Weißen Böses widerfährt. Aber es gibt auch das Gute im vermeintlich nicht vorhandenen Glück, wie das von Peina, die nur den Wunsch verspürt einmal im Leben das Meer zu sehen, um dann glücklich zu sterben. Deshalb macht sie sich auf ihren gelähmten Beinen auf den Weg dorthin.Viele kleine und große Geschichten runden die Erzählung ab, die noch längst kein Ende hat, wie Mankell schreibt, solange die Zeit kein Ende findet.Eine einfühlsame, aus völlig anderen Sichtweisen geschriebenes Buch, die einen eintauchen lässt, in ein anderes Afrika als das, was sonst in den Medien zu finden ist.