Erzählen ist eine Kunst, die allen Menschen geschenkt ist. Erzählen fängt für Hermann Bausinger schon beim gemeinsamen Warten auf den Bus an: Dem Schimpfen darauf, dass er schon wieder zu spät kommt und den sich daraus ergebenden Geschichten von Bus-Erlebnissen aller Art. Wie gut, dass der bekannte Kulturwissenschaftler selbst ein begnadeter Erzähler ist. Denn in seinem Buch geht es höchst lebendig und anschaulich um die vielfältigen Spielarten des Erzählens. Er nimmt uns u. a. mit in die reiche Erzählwelt von Märchen und Fabeln, umkreist den Witz der Sprache, beschäftigt sich mit Erzähltheorie und der besonderen Bedeutung des Erzählens im Online-Zeitalter. Vielschichtig und mit wunderbaren Beispielen angefüllt, lässt Bausinger das Erzählen und die Erzählungen leuchten. Denn für ihn ist das Erzählen, unser Umgang mit der Sprache, das, was uns zum Menschen macht.
Hermann Bausinger galt als lebende Legende und wurde schon mal als »Tarzan-Professor« tituliert. Der Grund: Er bezog auch Comics in seine neue Form der Kulturwissenschaft mit ein und erneuerte und entstaubte das Fach Volkskunde. Bausinger, 1926 in Aalen geboren, war an der Universität Tübingen viele Jahre Leiter des Ludwig-Uhland-Instituts für Empirische Kulturwissenschaft. Er veröffentlichte unzählige Publikationen, erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Preise und warMitglied vieler Gremien und wissenschaftlicher Gesellschaften. Hermann Bausinger ist am 24. November 2021 in Reutlingen verstorben.
Jetzt reinlesen:
Inhaltsverzeichnis(pdf)