Die erstmals 1909 veröffentlichte Geschichte des jungen Alfred Ladidel behandelt das heikle Problem des gesellschaftlichen Abstiegs von einer scheinbar höhreren Klasse in eine scheinbar niedrigere. Auf welch abenteuerlichem Umweg Ladidel statt zu einem mittelmäßigen und unzufriedenen Notar zu einem tüchtigen und von seinem Beruf besessenen Friseur wird, erzählt Hesse mit liebevoller Milieukenntnis und großem Einfühlungsvermögen. Auf den Vorwurf der Kritik: »Warum mißbraucht ein Dichter seine guten Gaben dazu, in aller Ausführlichkeit einen Menschen zu entwickeln, dessen höchstes Ziel im Bartkratzen und Zöpfeflechten besteht? . . . Man fragt sich händeringend, was der Erzähler eigentlich an den dürftigen Philistern findet, mit deren billigen Zielen er uns vertraut macht«, antwortete Hesse 1912 u. a. :
»Ich habe zum Leben der Kleinen und Anspruchslosen, der Ladidel und Seldwyler von Kind auf ein halb humoristisches, halb neidisches Verhältnis . . . Ein Lehrbub, der seinen ersten Sonntagsrausch erlebt, und ein Ladenmädel, das sich verliebt, sind mir, offen gestanden, eigentlich ganz ebenso interessant wie ein Held oder Künstler oder Politiker oder Faust, denn sie leben nicht auf Gipfeln seltener Ausnahmeexistenzen . . . oft scheint mir, es gebe überhaupt nur Nebenfiguren, den Faust und Hamlet inbegriffen. «
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