Den Träumen hat Herman Hesse zeitlebens eine besondere Aufmerksamkeit zugewandt und ihre »nächtlichen Spiele« von seinem ersten Prosabuch Eine Stunde hinter Mitternacht (1899) bis zu seinen späten Betrachtungen sowohl mit artistischem wie auch psychologischem Interesse verfolgt. Als Dichter fand er im Traum »jene von der Logik entbundene Welt der Assoziationen und Symbole, aus welchen einst Sagen und Märchen entstanden sind«. Nirgendwo sonst als an der verborgenen Quelle des Traumbrunnens schien ihm die Sprache der Seele deutlicher vernehmbar. Deshalb ließ er sich immer wieder auf das Abenteuer ein, sie in das Wachbewußtsein zu übersetzen. Nicht von ungefähr hat Hesse auch Traumtagebücher geführt, deren umfangreichstes und interessantestes hier erstmals veröffentlicht wird. Es stammt aus dem Ersten Weltkrieg, einer folgenreichen Lebenskrise, die ihn dazu nötigte, als erster deutscher Dichter die Psychoanalyse zu erproben. Der vorliegende Band setzt ein mit grundsätzlichen Betrachtungen über das Träumen, gefolgt von authentischen Träumen aus Hesses Notiz- und Tagebüchern sowie einigen fiktionalen Traumdichtungen aus seinen Märchen und Erzählungen. Eine Auswahl von Gedichten schließt diesen Themenband ab, der somit aus den verschiedensten Blickwinkeln zeigt, was der Traum - über seine psychohygienische Funktion hinaus - für einen Künstler an kreativen Impulsen enthalten kann.