Wicked, aber gut....!
Ein bitterböser Roman aus der Sicht eines Embryos. Mama Trudi, jung, bildhübsch und hochschwanger, hat sich von ihrem Mann getrennt und lebt in einer Beziehung mit dem Bruder, also ihrem Schwager. Natürlich ist Noch-Ehemann nichtsahnend. So meint das Paar jedenfalls. Es werden teuflische Pläne geschmiedet, dazwischen wird gepoppt à gogo und ziemlich ausgiebig getrunken. Geschildert wird das Ganze aus Sicht des Babys. Unverschämt böse, zuweilen witzig (aber galgenhumorig witzig) und gut beschrieben - nur zum Glück nicht immer sehr glaubwürdig. Denn welche werdende Mutter trinkt mehr als 2 Gläser Wein, Whiskey, etc und lässt sich kurz vor Geburtstermin ständig von vorne, hinten und in allen möglichen Stellungen in unromantischster Quickie-Manier verführen.
Zugegebenermassen hat mich die Geschichte amüsiert, aber auch sehr irritiert. Einerseits die reifen Beobachtungen eines Babies - genial und doch sehr unglaubwürdig. Dann Trudy, die man irgendwie nicht durchblickt - unterwürfig und durchtrieben zugleich, unvorbereitet auf ihr Baby, kalt, egoistisch und dann doch wieder ein klein wenig achtsam und emotional. Dann der Schwager und Liebhaber Claude, verliebt, solange beide am selben Strang ziehen, kalt, berechnend und nicht einmal gutaussehend. Der Noch-Ehemann John, der aus Nettigkeit aus seinem eigenen Haus zieht, seiner Frau Zeit lässt, sich zu besinnen und auf ein Happy End hofft. Oder eben auch nicht. Und dann ist da die junge Elodie, eine Studentin und vielleicht auch mehr, die offenbar auch ihr Spielchen spielt. Baby ist schlau und ein sehr guter Beobachter...
Die Geschichte fasziniert, doch für meinen Geschmack ist sie zu makaber, zu boshaft und durchtrieben. Keiner der Charaktere ist sympathisch, keinem ist zu glauben oder trauen, ausser dem noch ungeborenem... Und auch der ist vielleicht ein wenig zu neunmalklug.
Fazit: eine Leseempfehlung mit Einschränkungen. Amüsant und irritierend. Bitterböse, aber gut. Und natürlich brilliant geschrieben.