In drastisch-zarten Bildern erzählt Inga Machel von einer kaum in Worte zu fassenden Trauer und führt uns an die Orte, an denen sie wirklich und sinnvoll wird.
Zehn Jahre ist es her, dass Mario, damals Mitte zwanzig, seinen Vater verlor. Ein einzelner Winterstiefel lag auf den Gleisen einer ICE-Strecke, mehr blieb nicht von ihm. Seit fünf Jahren kämpft Mario bereits um sein eigenes seelisches Überleben, als er in einer Zufallsbegegnung mitten in Berlin seinen Vater zu erkennen glaubt. Er nennt den Mann P. und wird von nun an dessen stiller, täglicher Begleiter. P. , der heroinabhängig am Rand der Gesellschaft seinen eigenen Lebenskampf austrägt, wird für Mario zum Stellvertreter, um das Trauma der gescheiterten Beziehung zum Vater, die Erinnerungen an die Kindheit in der brandenburgischen Provinz und das Fehlen von bedingungsloser Liebe und Sicherheit endlich verarbeiten zu können. Satz für Satz setzt sich das Bild eines Innenlebens zusammen, in dem Raum und Zeit, Vergangenheit und Zukunft, Klarheit und Rationalität keine Bedeutung mehr haben.
Ein unter die Haut gehendes Romandebüt zwischen Märchen und Neorealismus, zwischen Peter Handkes Wunschloses Unglück und Christiane F. Wir Kinder vom Bahnhof Zoo.