Gemeinsam
mit seinem Vater ist der norwegische Interpol-Ermittler Bogart Bull
nach Nordirland gereist, um nach langen Jahren seinen Großvater zu
besuchen. Doch die Urlaubsatmosphäre wird jäh unterbrochen, als er zu
einem neuen Fall abkommandiert wird, den er gemeinsam mit der
ortsansässigen Chief Inspector Miriam Dixon in einem Mordfall ermitteln
soll: In einem abgelegenen Waldstück hat ein altes Ehepaar an einem
geschichtsträchtigen Ort eine Leiche entdeckt - und wurde kurz danach
offenbar ebenfalls getötet. Doch wer hat Interesse daran, die
Vergangenheit zu verschleiern...?Bereits "Kreuzschnitt" von
Oistein Borge hat mir außerordentlich gut gefallen, und auch
"Hinterhalt", der zweite Band der Reihe um Bogart Bull, ist in meinen
Augen ein Volltreffer - selbst wenn der Ablauf dem ersten Teil der Reihe
ähnelt: Wieder wird der Ermittler in einen internationalen Fall mit
geschichtsträchtigem Hintergrund hineingezogen, in dem sich die
Vergangenheit auf äußerst clevere Weise mit fiktionalen Ereignissen aus
der Gegenwart verbindet. Doch es gibt noch zahlreiche Elemente, die das
Buch trotz vertrauter Atmosphäre anders, neu und frisch wirken lassen.
Zum einen ist das der wohltuende Ortswechsel, wobei der Sprung von der
französischen Riviera ins nördliche Irland nicht nur eine andere
Stimmung, einen anderen Schlag von Menschen mit sich bringt, was der
Autor gekonnt einfließen lässt. Auch der historische Hintergrund wird
sehr gekonnt dargestellt und mit der gut funktionierenden Zweiteilung
der Handlung von Vergangenheit und Gegenwart versehen. Der angenehme
Lerneffekt über viele Hintergründe der irischen Separationsbewegung ist
dabei clever eingebaut, zu keinem Zeitpunkt fühlt man sich in einer
langweiligen Geschichtsstunde gefangen.Auch der Ablauf der
Handlung unterscheidet sich gar nicht mal so sehr von seinem Vorgänger,
der Autor folgt einem ähnlichen Rhythmus von neuen Rätseln und packenden
Offenbarungen, sodass man immer tiefer in die Handlung und ihre
Hintergründe eintaucht. Die eingebauten Überraschungen und Wendungen
sind aber dennoch sehr wirkungsvoll, was mit viel Energie und in
markanten Szenen umgesetzt wurde. Toll ist auch, dass die Charaktere
durchaus ihren Einfluss auf die Handlung haben und ihr eine eigene
Färbung geben, man mitfiebert und immer neue Eigenheiten entdeckt, diese
sich aber nicht in den Vordergrund drängen. Auch die neue Ermittlerin
Miriam Dixon ist eine Bereicherung für den Roman, der Leser lernt eine
interessante Figur kennen, auf die sich auch Bogart Bull erst einmal
einstellen muss, was für reizvolle Momente sorgt.Bogart Bull
wird in einen ganz neuen Kontext gesetzt, ermittelt in einer anderen
Umgebung und wieder in einem Fall, in dem Historie und Gegenwart gekonnt
kombiniert werden. Das sorgt nicht nur für eine eigenwillige Stimmung,
sondern für viele gut recherchierte und lesenswert aufbereitete
Informationen über Irlands Geschichte. Mit authentischen Figuren
versehen und vielen Wendungen gespickt ist auch der zweite Teil der
Reihe sehr empfehlenswert geraten.