"Und auch Wehmütigkeit" ist der 5. Teil der 7-bändigen Reihe "Das Büro" des niederländischen Autors J. J. Voskuil. Ähnlich wie der Erzählzyklus mit diesem 1200-seitigen Werk vom Umfang her seinen Höhepunkt erreicht, so strebt auch Protagonist Maarten Koning dem Zenit seiner Karriere entgegen. Als ausgewiesener Experte in seinem Fach ist er mittlerweile national wie international gefragt, vor allem als Redner bei Tagungen und Kongressen. Und auch im Institut zu Hause nimmt die Arbeit immer mehr zu. Auf seinem chronisch überladenen Schreibtisch schiebt Maarten die Stapel an Mappen, Briefen und Veröffentlichungen ständig nur noch hin und her, ohne jemals Land zu sehen. Immer stärker fordern Maarten auch die ungeliebten Aufgaben als Führungskraft, für die ihn nach seiner eigenen Einschätzung aber jegliche Eignung fehlt. Manche internen Intrigen sowie die Abgebrühtheit einiger "Kollegen" lassen ihn dabei ein ums andere Mal verzweifeln.
Die hohe berufliche Belastung macht sich bei Maarten auch zunehmend in gesundheitlichen Problemen bemerkbar. Und auch in seinem privaten Umfeld nehmen die Schwierigkeiten eher zu. Frans verwahrlost zusehends, Beerta fristet weiter ein einsames Dasein im Pflegeheim und auch die Demenz seiner Schwiegermutter belastet Nicolien und ihn.
Die immer konkreter werdenden Einsparungszwänge im Institut sowie die langfristig drohende Schließung einzelner Abteilungen erscheinen da für Maarten weniger bedrohlich als für die anderen Mitarbeiter, bieten sie ihm mit der nahenden Berentung doch vielleicht sogar einen eleganten Ausweg aus seinem von Verpflichtungen und Zwängen gekennzeichneten Alltag ¿
"Das Büro" trifft vielleicht nicht jedermanns Geschmack, doch mir persönlich gefällt diese Reihe nach wie vor sehr gut. Vor allem die einfache, klare Sprache, die dennoch zwischen den Zeilen viel an Stimmung, Emotionen und Lebensgefühl transportiert, hat es mir angetan. Ich werde "Das Büro" auf jeden Fall zu Ende lesen.