In Frankfurt wird im Jahr 1998 Tobias Brüning ermordet. Der Täter wird nie gefasst. Fünfzehn Jahre später erhält Kommissar Marthaler von einem inzwischen pensionierten Kollegen Hinweise auf eine neue Entwicklung, die zur Ergreifung des Täters führen könnte. Zeitgleich werden zwei Jungen ermordet, auf dieselbe Weise wie damals Tobias Brüning.Dieser Marthaler-Fall basiert auf dem Mord an Tristan Brübach im Jahr 1998 in Frankfurt, der nie aufgeklärt wurde. Jan Segers spinnt daraus eine Geschichte, in der es um Menschenhandel geht. Der Anfang des Romans liest sich spannend, man fiebert mit, wie sich das Ganze wohl entwickeln wird. Leider hielt sich für mich diese Spannung nicht durchgehend. In der zweiten Hälfte des Buchs verbinden sich die Fälle Brüning/Mord an zwei Jungen, aber Marthaler scheint ab dem Zeitpunkt nur den Entwicklungen hinterherzurennen. Wichtige Hinweise ergeben sich nicht aus seiner Ermittlungstätigkeit, sondern durch das plötzliche Auftauchen einer Schlüsselfigur (von der vorher nie die Rede war), die Selbstmord begeht. Dazu kommt eine Chefin, die behauptet, über alles informiert zu sein, aber Marthalers Statement, dass die zwei Fälle nun einer sind, ohne Hinterfragen akzeptiert und ihm nur die besagten wichtigen Hinweise in die Hand drückt, damit er den Fall mehr oder weniger im Alleingang (bzw zusammen mit Kizzy Winterstein) abschließt. Ab dem Zeitpunkt hatte ich den Eindruck, dass die Geschichte nur noch abgespult wird, was in starkem Gegensatz zum detailreichen und komplexen Anfang des Buchs steht. Die Auflösung wurde absehbar und nahm der restlichen Erzählung die Spannung. Die Figuren gefielen mir insgesamt gut, auch wenn ich es schade fand, dass bis auf Carlos Marthalers Kollegen kaum eine Rolle spielten. Dafür kam Kizzy Winterstein ins Spiel, die als unkonventioneller Paradiesvogel angelegt war, wobei mir das Unkonventionelle eher bemüht erschien. Und wieso sie und Marthaler dann miteinander geschlafen haben, hat sich mir nicht erschlossen.Sprachlich ist der Roman gut gelungen. Was mir an der Taschenbuch-Ausgabe auffiel, waren Rechtschreibfehler im Text (z.B. "Wintestein" statt "Winterstein" im letzten Satz des Klappentexts oder auf S. 156 "Luise" statt "Louise"). Ich vergebe drei von fünf Sternen.