Drei herausragende Erzählungen des Schweizer Schriftstellers Jeremias Gotthelf (bürgerlich: Albert Bitzius). Gotthelf zählt zu den bedeutendsten schweizerischen Prosaautoren vor Gottfried Keller. Manche sehen in ihm sogar eines der ursprünglichsten Erzähltalente der deutschsprachigen Literatur des 19. Jahrhunderts.
Neben seiner Rahmenerzählung "Die schwarze Spinne", von der Thomas Mann sagte, dass er sie "wie kaum ein zweites Stück Weltliteratur" bewundere, enthält dieser Band die Erzählungen "Elsi, die seltsame Magd" und "Der Notar in der Falle".
"Die schwarze Spinne"
In einem idyllischen Bergtal feiert man eine Taufe: Die Natur ist in voller Blüte und die Menschen sind guter Stimmung. Bei einem Nachmittagsspaziergang wird die Taufpatin auf einen auffälligen schwarzen Fensterpfosten in einem neuen Haus aufmerksam. Auf ihre Nachfrage hin erzählt der Großvater des Täuflings eine Geschichte aus alten Zeiten: Ein gnadenloser Lehnsherr befiehlt seinen Bauern in kürzester Zeit einen Schattengang von hundert Bäumen zu pflanzen - eine schier unmögliche Aufgabe. Da schlendert Satan in Gestalt eines wilden Jägers des Weges und bietet seine Unterstützung an. Es kommt zu einem verhängnisvollen Pakt . . .
"Elsi, die seltsame Magd"
Elsi, die stolze Tochter eines einst verschwendungssüchtigen und nun finanziell ruinierten Müllers, verlässt nach dem Tod der Mutter ihr Elternhaus. Fortan beweist sie sich als einfache Magd und erwirbt sich den Ruf einer selbstständigen und fleißigen Arbeitskraft. Männliche Bewunderer weist sie zurück. So auch den wohlhabenden Bauern und Kanonier Christen, dem es trotz heftigen Werbens nicht gelingt, Elsi für sich zu gewinnen. Denn Elsi, die Christen eigentlich liebt, schämt sich ihrer Familiengeschichte und glaubt, sie sei seiner nicht würdig. Erst als der Geliebte in den Krieg zieht, bereut sie ihr unnachgiebiges Verhalten und macht sich auf den Weg, endlich die Seine zu werden . . .
"Der Notar in der Falle"
Die unscheinbare, kränkliche Luise, die bei ihrer verwitweten Tante lebt, wird zur Hochzeit einer Freundin als Brautjungfer geladen. Luise ist außer sich vor Glück - denn ihr Brautführer, der karrierebewusste und profitsüchtige Notar Stössli, ist in ihren Augen ihr erstes Rendezvous. Am Tag der Hochzeit kehrt Stössli jedoch weniger sein Interesse an seiner Begleiterin als seine glühende Vaterlandsliebe hervor. Dennoch ist Luise hingerissen und bis über beide Ohren verliebt. Dass der Verehrte ihr nach dem Fest keinerlei Aufmerksamkeit schenkt, trifft sie tief. Sie stellt sich krank, wartet eine Abwesenheit ihrer Tante ab, bestellt den Notar zu sich und gaukelt ihm vor, dass sie über ein beträchtliches Vermögen verfüge, ihr Ende abzusehen sei und sie zuvor noch ein Testament zugunsten ihrer Tante aufsetzen lassen wolle. Stössli schluckt den Köder. Als die Tante heimkehrt, hält er um Luises Hand an . . .